Der Goldpreis setzt seine Rekordjagd dank kräftiger Zuflüsse in Goldfonds und der Aussicht auf weiter sinkende Zinsen mit erhöhtem Tempo fort. Am Dienstag stieg die Notierung für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) auf 3.791,10 Dollar und damit so hoch wie noch nie. Schon zu Beginn der Woche hatte Gold eine Bestmarke erreicht. Auch in Euro gerechnet war Gold am Dienstag mit 3.210,24 Euro je Unze so teuer wie nie.
Generell stehen Edelmetalle bei Investoren weiter hoch im Kurs. Auch der Preis für Silber ist zuletzt stark gestiegen. Er erreichte am Dienstag bei 44,34 Dollar je Unze den höchsten Stand seit 14 Jahren. Seit Beginn des Jahres ist der Wert von Silber mittlerweile um mehr als 50 Prozent gestiegen. Gold hat in dieser Zeit um mehr als 40 Prozent an Wert gewonnen.
Als wichtiger Preistreiber gilt die Erwartung weiter sinkender Zinsen in den USA, nachdem die US-Notenbank Fed in der vergangenen Woche erstmals in diesem Jahr den Leitzins gesenkt hatte. Die US-Notenbanker haben bis zum Jahresende zwei weitere Zinssenkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte in Aussicht gestellt. Da Edelmetall keine Zinsen abwirft, verstärkt ein Rückgang der Zinsen für andere Anlageformen wie etwa Staatsanleihen die Nachfrage.
Analysten vom Bankhaus Metzler sehen auch Goldkäufe von Zentralbanken als einen wesentlichen Grund für den Preisanstieg. Seit geraumer Zeit versuchen einige Notenbanken unabhängiger vom Dollar zu werden und kaufen daher das Edelmetall zur Aufstockung ihre Reserven. Überdies erkannten die Metzler-Experten aber auch in den langfristigen Inflationssorgen eine Ursache für die stärkere Goldnachfrage. Marktbeobachter berichten insbesondere von einer stärkeren Nachfrage nach Goldfonds (ETFs), die physisches Gold in ihren Beständen anlegen und deren Papiere an den Börsen gehandelt werden.
Zudem wird der Goldpreis durch eine Kursschwäche des Dollar gestützt, der wegen der Aussicht auf sinkende Zinsen in den USA in den vergangenen Wochen tendenziell an Wert verloren hat. Weil Gold auf dem Weltmarkt überwiegend in Dollar gehandelt wird, macht eine Schwäche der US-Währung das Edelmetall günstiger, was die Nachfrage verstärkt und den Goldpreis stützt.
Nach Einschätzung von Analysten bleibt Gold auch als sicherer Anlagehafen bei Anlegern beliebt. Gold ziehe heute Kapital an, das zuvor in Phasen der Unsicherheit in deutsche Bundesanleihen oder US-Staatsanleihen geflossen sei, heißt es in einer Analyse der Dekabank.
Mittlerweile hat sich der Goldpreis in den vergangenen drei Jahren mehr als verdoppelt, wobei geopolitische Risiken wie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine die Flucht in den als vergleichsweise sicher eingeschätzten Anlagehafen verstärkt haben. Hinzu kommt die aggressive Zollpolitik der US-Regierung, die gemeinsam mit den Angriffen von US-Präsident Donald Trump gegen die Fed die Sorgen um die Unabhängigkeit der Notenbank verstärken.