Edelmetalle Der Goldrausch kehrt zurück

Seidem der Goldpreis explodiert und auf dem höchsten Stand seit 1981 angekommen ist, investieren die Minengesellschaften wieder Millionen in weltweite Ausbeutung des Edelmetalls. Doch nicht alle freut's.

Von einem Wolkenkratzer in Denver hat die Newmont Mining Corporation die Suche nach der nächsten Goldader eingeleitet. Vom hohen Goldpreis getrieben, begann das Unternehmen schon im Dezember mit dem Abbau in einer Mine in Nevada. In diesem Jahr sollen zwei weitere - eine in Nevada und eine in Ghana - folgen. Studien aus der Region hätten so vielversprechende Ergebnisse zu Tage gefördert, dass in Ghana der Schwerpunkt der künftigen Aktivitäten seiner Firma liegen könnte, sagt Generaldirektor Wayne Murdy. "Wir sehen dort großartige Wachstumsmöglichkeiten." Andere Firmen ziehen nach. Auch sie holen alte Projekte aus den Schubladen und pumpen Geld in Abbau-Projekte rund um den Globus.

Politische Unsicherheit nützt dem Goldpreis

In den 90er Jahren sank der Goldpreis auf ein Zwanzigjahrestief, unter 350 Dollar pro Unze. Es war eine Reaktion auf die Entscheidung vieler Zentralbanken, sich allmählich von ihren Goldreserven zu trennen. In der Folge ließen die Firmen ihre Gruben ruhen, die Suche nach neuen Minen und Ausbeutungsmöglichkeiten schlief ein. Doch dann kletterte der Preis wieder und erreichte mit mehr als 500 Dollar sogar zwischenzeitlich den höchsten Stand seit 1981. "Es kommt eine gute Zeit für uns", frohlockt Murdy. Doch die Produktion des Edelmetalls wird in den kommenden Jahren erst langsam ansteigen, weil die Firmen erst die Fördererlaubnis erhalten müssen.

Gold aus Meerwasser

Die größte verfügbare Goldreserve ist das Salzwasser der Ozeane, worin es in geringsten Konzentrationen als Chlorid-Komplex gelöst ist. Dieses gigantische Volumen im Kubikkilometer-Maßstab übertrifft das bisher bergmännisch geförderte Gold bei weitem. Nach dem ersten Weltkrieg versuchten einige deutsche Forscher, dieses Gold unter anderem durch elektrolytische Verfahren zu gewinnen. Die durchschnittliche Ausbeute war mit 0,004 Milligramm Gold pro Tonne Meerwasser jedoch zu gering für eine wirtschaftliche Verwertung.

Die starke Goldnachfrage wurde mit der Sorge über das Iran-Nuklearprogramm und anhaltend hohen Ölpreisen sowie Inflationsängsten begründet. Neben dem immer stärkeren Interesse aus Indien und China haben die Ölländer im Nahen Osten großes Goldinteresse. Sie sitzen wegen der massiv gestiegenen Ölpreise auf gewaltigen Petrodollar-Überschüssen. Auch mögliche Goldkäufe der russischen, südafrikanischen und argentinischen Notenbanken werden als zukünftige Haussefaktoren genannt. Hinzu kommt die starke Goldnachfrage der Edelmetallspekulanten sowie der Goldverarbeiter und die rückläufige Produktion aus neuen Goldbergwerken.

Mehr Goldminen in China

So stecken die Unternehmen jetzt auch wieder mehr Geld in die Erkundung neuer Abbaugebiete - für die Zukunft der Industrie sind das Schlüsselinvestitionen. Von 2002 bis 2005 hat sich das Budget von 784 Millionen auf 2,3 Milliarden Dollar fast verdreifacht. Dabei konzentrieren sich die Firmen verstärkt auf unberührte Gegenden in Asien, Südamerika, Russland und Australien. "Es gab eine Bewegung von den Abbaugebieten der früheren Sowjetunion hin nach Asien", sagt etwa Branchenexperte Jason Goulden von Nova Scotia. "Wir sehen viele Projekte in China, die es in der Vergangenheit nicht gab." Die Grenze habe sich erheblich verschoben, weil westliche Firmen bislang nicht in die Gebiete vorgedrungen seien.

Die Barrick Gold Corporation aus Toronto hat in den vergangenen Jahren jeweils 100 Millionen Dollar in die Suche nach neuen Schürfgründen gesteckt. 2005 wurde mit der Ausbeutung von drei Minen - in Peru, Argentinien und Tansania - begonnen. Eine vierte Mine soll dieses Jahr in Australien folgen. Derzeit wartet das Unternehmen auf die Erlaubnis, den Konkurrenten Placer Dome aus Vancouver übernehmen zu dürfen. Dann würde der weltweit größte Gold-Produzent entstehen.

Südafrika geht das Gold aus

Auch den Südafrikanern, bisher immerhin die weltgrößten Edelmetall-Produzenten, geht der Rohstoff aus. Schon 2004 hatte Südafrikas Bergbau-Industrie mit 342,7 geförderten Tonnen einen historischen Tiefstand bei der Gold-Produktion erreicht. Die Branche ist daher weltweit auf Einkaufstour. Jüngstes Beispiel ist der Gold Fields-Konzern, der für 360 Millionen Dollar die kanadische Bolivar Gold übernehmen wird. Bis 2009, so das Ziel von Gold Fields, soll die heimische Produktion durch rund 1,5 Millionen Unzen von im Ausland gewonnenen Goldes aufgestockt werden. Zuvor hatte das Unternehmen bereits für 40 Millionen Dollar eine Mehrheits- Beteiligung an der peruanischen Cerro Corona-Mine erworben.

Den neuen Goldrausch betrachten Umweltschützer betrachten das mit großer Sorge. "Es geht nicht nur um die Erhaltung der Natur", sagt Julie Wedge von der Gruppe Great Basin Mine Watch in Nevada. "Es geht um die Gesundheit von Menschen." Denn vielerorts ist der Abbau von Goldminen vor allem eines der größten Umweltrisiken. "Es ist eine große Gefahr. Wenn man unterhalb einer Mine lebt, und auf das Wasser angewiesen ist, ist das Gesundheitsrisiko groß", erklärt Alan Septoff von der Gruppe Earthworks. So ist die Umweltbelastung durch Quecksilber schon jetzt ein großes Problem im Westen der USA. In Nevada werden gerade Gesetze vorbereitet, die Grenzwerte für die Quecksilberemissionen aus Goldminen festlegen sollen.

Billiger Schmuck - um jeden Preis

Erhöhte Werte wurden laut Great Basin Watch schon in Nevada, in Idaho und Utah festgestellt. "Ich verstehe, dass der Goldabbau ein Geschäft ist und Menschen preiswerten Schmuck haben wollen", sagt die Chefin der Umweltgruppe, Julie Wedge. "Aber es hat einen großen Einfluss auf das Leben der Menschen in den ländlichen Gebieten von Nevada." Die Firma Newmont muss sich wegen Umweltverschmutzung bei einer Mine in Sulawesi in Indonesien vor Gericht verantworten. Der Abbau begann dort 1996, vor zwei Jahren wurde er eingestellt. Die Regierung warf Newmont vor, die Umweltverschmutzung durch die Mine habe die Gesundheit der Anwohner geschädigt. Überdies habe Newmont durch die Versenkung von Schmutzstoffen in die Bucht von Buyat gegen Umweltgesetze verstoßen. Firmenchef Murdy widerspricht. "Unserer Ansicht nach sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse überwältigend. Wir werden unseren Tag vor Gericht bekommen, an dem wir das beweisen können." Newmont arbeitet derzeit mit der Universität von Colorado an einer Gesundheitsstudie in den Kommunen, die nahe von Minen in Ghana und Peru liegen.

An den steigenden Goldpreisen wird aber auch das nichts ändern: Nach Ansicht des südafrikanischen Goldexperten David Davis werden pro Jahr mindestens 500.000 Feinunzen zusätzlich zum gegenwärtigen Niveau benötigt, um den Förderrückgang auszugleichen. Die für die nächsten fünf Jahre weltweit geplanten 29 neuen Bergwerke sind aber kaum in der Lage, das wett zu machen, sagte Davis der Zeitung "The Star".

DPA · Reuters
mit AP, DPA, Reuters