Energieversorger Eprimo verschickt derzeit Abschlagspläne mit saftigen Preiserhöhungen – und liefert überraschende Erklärung

  • von Madeline Jäger
Eprimo Abschlagspläne
Etliche Kundinnen und Kunden von Eprimo dürfte der letzte Abschlagsplan einen Schock versetzt haben
© Panthermedia / Imago Images
Derzeit flattern bei Eprimo-Kunden neue Abschlagspläne ins Haus und die Empfänger schauen mit großer Verwirrung auf das Schreiben. Denn es ist zum Beispiel von 800-prozentigen Preiserhöhungen die Rede. Auf Nachfrage liefert Eprimo eine überraschende Erklärung.

Dieser Artikel erschien zuerst bei RTL.de

Wie viel wird uns Energie in Zukunft kosten? Angstvoll erwarten viele Deutsche seit Jahresbeginn die neuen Abschlagspläne ihrer Energieversorger. Trotz Preisbremse wird es teurer, damit rechnen die meisten Kunden bereits. Für viele Deutsche stellt sich nur noch die Frage, wie viel teurer ihre Energieversorgung monatlich wird. Umso schockierter sind gerade Eprimo-Kunden über ihren neuen Abschlagsplan. Denn hier scheint es gerade so, als hätte der Anbieter sich verrechnet. Das vermuten zumindest Eprimo-Kunden, die sich aktuell zum Beispiel bei der Social-Media-Plattform Reddit über die massiven Preissteigerungen des Öko-Stromversorgers austauschen.

"Ich bekomme es beim besten Willen nicht hin, auf welcher Basis hier Eprimo die Abschlagszahlung mehr als verachtfachen will", kritisiert ein Eprimo-Kunde und veröffentlicht seinen Abschlagsplan. Bisher hat der Nutzer monatlich 110 Euro gezahlt. Nun steht bei ihm: "Ihr neuer Abschlag mit Preisbremse: 877 Euro/Monat." Eine Horror-Preiserhöhung, so stimmen ihm weitere Nutzer zu. Er fragt die Community weiter: "Wo liegt der Denkfehler?"

Eprimo-Kunden in Aufruhr – Reddit-Nutzer vermutet SAP-Rechenfehler

Auf Reddit tauschen sich weitere betroffene Kunden aus. Zahlreiche Nutzer schildern, dass ihnen ebenfalls Schreiben mit viel zu hohen Abschlagszahlungsforderungen zugestellt wurden.

  • "Gleicher Fall bei uns. Rechnerisch sind wir bei 225 €. Zahlen aktuell 150 und werden erhöht auf fast 700 € pro Monat"
  • "Bei uns ist es dasselbe. Aus 100 € wurden 600 €. Ebenfalls Eprimo"
  • "Bei mir hat eprimo vorgestern Abschlagszahlungen von 270 auf 2.064 Euro pro Monat erhöht bei 28.000 kwh zu 0,15 Euro"

Die Nutzer sind sich darin einig, dass das Schreiben fehlerhaft ist "und somit nicht zulässig". Auch bei den Unterlagen eines Eprimo-Kunden, die RTL vorliegen, kommt die Redaktion statt eines Abschlags von 626 Euro auf lediglich 189,40 Euro pro Monat.

Wie kann das bloß sein? Ein Reddit-Nutzer vermutet einen Technik-Fehler als Ursache. "Viele Versorger arbeiten mit SAP, was trotz richtiger Zählwerte notorisch gerne einen falschen Periodenverbrauch errechnet," behauptet er. Doch steckt tatsächlich ein solcher Rechenfehler dahinter? Auf RTL-Anfrage erklärt der Energieversorger, was hinter dem Preis-Schock für Eprimo-Kunden steckt.

Eprimo Abschlagsplan
Abfotografierter Abschlagsplan: Für diesen Eprimo-Kunden wird es laut Aufstellung teuer
© RTL.de/privat

Eprimo liefert überraschende Erklärung für Kunden-Schock

Tatsächlich sei die Zahl auf dem Schreiben erst einmal real, so der Anbieter. Doch es kommt zum Glück nicht so dick für sie, wie die Kundinnen und Kunden vermuten. Auch der Eprimo-Pressesprecher hat Verständnis für die Verwirrung und spricht von einem "Kommunikationsfehler." Die Aufregung sei groß, weil in den Schreiben nicht klar kommuniziert wurde, welche Summe zu welchem Zeitpunkt gezahlt werden muss.

"Aufgrund der Strom- und Graspreisbremsen-Gesetze sind alle Energieversorger verpflichtet, Ihren Kunden jetzt eine Information zur aktuellen Abschlagshöhe mitzuteilen. Da dies bei fast allen unserer Kunden mitten in der laufenden Abrechnungsperiode stattfindet, mussten wir die Abschläge jetzt neu berechnen und eventuell aufgelaufene Nachforderungen auch mit einbeziehen. Normalerweise wären diese erst auf der kommenden Jahresrechnung als Nachzahlungsforderung erschienen – nun haben wir diese Nachforderungen aber zum Schutz unserer Kunden vor hohen einmaligen Nachzahlungen in die nächsten noch anstehenden Abschläge eingerechnet", antwortet Eprimo-Pressesprecher Roman Zurhold auf RTL-Anfrage.

Dass sich die hohen Summen auch aus Nachforderungen ergeben und Kunden womöglich ab April schon wieder eine wesentlich niedrigere Summe zahlen müssen, ist allerdings wirklich schwer aus dem Schreiben herauszulesen. Kunden sollen dabei vor allem auf eine Grafik achten, unter der ein bestimmtes Zahlungsdatum steht. Daraus ergibt sich laut des Anbieters, dass es sich nicht um eine monatliche Zahlungsforderung handelt.

Auch wenn viele Eprimo-Kunden über diese Nachricht erst einmal erleichtert sein dürften, sitzt der Schock über die extreme Abschlagsforderung sicher erst einmal noch tief. Dies zeigt sich auch aktuell am zehnfach erhöhten Anruf-Aufkommen bei Eprimo, das laut des Versorgers aber auch daher komme, dass viele Kunden Fragen zur Preisbremse haben. Doch eins ist klar: Bei solchen Wahnsinnsbeträgen sollte man immer besser noch einmal genauer nachfragen.

RTL.de / rös