Filmstudios Disney schnappt sich Pixar

Das Traditionsstudio Disney will den kleinen, aber erfolgreichen Zeichentrickfilmer Pixar übernehmen - und ist dafür bereit, deutlich mehr als den Marktwert von 6,7 Milliarden Dollar zu zahlen. Profitieren würde vor allem Apple-Chef Steve Jobs.

Mit Filmen wie "Toy Story", "Findet Nemo"oder "Die Unglaublichen" sorgte die kleine Zeichentrick-Schmiede Pixar Animation Studios in Hollywood und den Kinos für Furore. Denn die Pixar-Filme waren - im Gegensatz zu denen von Platzhirsch Disney - nicht handgezeichnet, sondern computeranimiert. Mit der neuen Optik und cleveren Geschichten nagelte Pixar die wesentlich größeren Walt Disney Studios an die Wand. Diese Schieflage will Disney nach einem Bericht des US-Wirtschaftsblatts "Wall Street Journal" (WSJ) elegant mit einer Übernahme des kleinen Konkurrenten aus der Welt schaffen. Dafür würde Disney ein bisschen mehr als den derzeitigen Pixar-Marktwert von 6,7 Milliarden Dollar (5,5 Milliarden Euro) zahlen. Die Gespräche darüber befinden sich angeblich in einem "sensiblen Stadium", so das Blatt.

Das Zusammengehen Disneys mit Pixar könnte Branchenexperten zufolge dem Apple- und gleichzeitigen Pixar-Chef Steve Jobs die Tür öffnen, um die seit langem existierenden Grenzen zwischen Inhalt, Computer-Hardware und digitalem Vertrieb abzubauen. Denn das Geschäft würde per Aktientausch vollzogen und Jobs damit zum größten Einzelaktionär von Disney machen. Der als innovativ geltende Manager könnte umgehend seinen dann neu gewonnenen Einfluss bei einer der größten Content-Firmen der USA ausüben und seinen digitalen iTunes-Store mit Inhalten aus dem Disney-Konzern bestücken. Sowohl Pixar als auch Disney wollten sich am späten Donnerstagabend in den USA nicht zu einem Zeitungsbericht äußern, wonach die beiden Unternehmen bereits in Verhandlungen über ein Zusammengehen sind.

Jobs hatte erst vor zwei Jahren angekündigt, nach Vertragsende mit Disney einen neuen Vertriebspartner suchen zu wollen. Damals gab es ein gespanntes Verhältnis mit dem früheren Disney-Chef Michael Eisner. Der neue Disney-Boss Robert Iger, der im Oktober 2005 die Führung übernommen hatte, versuchte die Beziehungen wieder zu verbessern. Die Gespräche hätten sich in den vergangenen Monaten beschleunigt, schrieb das "WSJ". Eine Lösung könne bald kommen. Es gibt aber auch andere Alternativen als eine Übernahme, etwa eine Vereinbarung darüber, dass Disney alle Pixar-Filme vertreibt.

Analysten würden Zusammengehen begrüßen

Medienunternehmen waren bislang aus Furcht vor Raubkopierern eher zurückhaltend mit dem Angebot von Inhalten über das Internet. PC-Hersteller dagegen streben nach einer Vergrößerung ihres inhaltlichen Angebots, weil sie sich davon Umsatzwachstum versprechen. Viele Analysten würden ein Zusammengehen von Pixar und Disney befürworten. "Wir denken, dass es für Medienfirmen von entscheidender Bedeutung ist, dass sie sich mehr mit Technologie auseinander setzen und dem Einfluss, den sie auf das Geschäft haben könnte", sagte Katherine Styponias von Prudential Equity. "Nach unserer Auffassung versteht kein Unternehmen Technologie und den Kunden besser als Apple", schrieb die Analystin. Jeff Logsdon von Harris Nesbitt sagte: "Es gibt viele Gründe dafür, dass ein Zusammengehen eine Menge Sinn macht."

Reuters
mit DPA, Reuters