Der mit Millionenlöchern bei seinen ausländischen Töchtern kämpfende Schweizer Luftfahrtkonzern SAirGroup muss einen weiteren Abgang verkraften: Moritz Suter, Chef des Fluggeschäfts, warf nach nur sechs Wochen im Amt am Mittwoch das Handtuch. Als Grund teilte Suter mit, dass er in der gegenwärtigen Führungsstruktur seine Aufgaben nicht Erfolg versprechend ausführen könne. Darauf setzte sich der seit Monaten andauernde Sinkflug der SAir-Aktie.
Sanierungsprojekte gehen weiter
Daraufhin ließ der Konzern verlauten, dass die Restrukturierungs- und Sanierungsprojekte weiter vorangetrieben werden. Das Unternehmen prüft offenbar den Ausstieg bei den defizitären Töchtern in Belgien (Sabena) und Frankreich (Air Littoral, Air Liberté und AOM). Für die Bilanzpressekonferenz am 2. April wurden Informationen über die künftige Ausrichtung des Unternehmens angekündigt. »Wir müssen eine rasche Lösung finden, damit die Krise in Frankreich und in Belgien nicht den Rest der Gruppe in eine Schieflage bringen«, so der Chef der SAir-Tochter Crossair, André Dosé.
Expansion ließ Köpfe rollen
Das Unternehmen hatte sich erst Mitte Januar abrupt von Konzernchef Philippe Bruggisser getrennt. Bruggisser hatte trotz wachsender Kritik die Expansion des Konzerns mit zahlreichen Beteiligungen im Ausland vorangetrieben. Die Geschäfte führt zur Zeit der Vorsitzende des Verwaltungsrats, Eric Honegger.
Sorgenkind Sabena
Sorgen macht der SAir unter anderem das Sabena-Projekt. Die belgische Linie, an der die Schweizer mit 49,5 Prozent beteiligt sind, baute im vergangenen Jahr fast acht Milliarden belgische Franc (400 Mio DM) Verlust. Im Februar einigten sich SAir und der belgische Staat auf einen Sanierungsplan. An der Kapitalerhöhung soll die SAir sich mit sechs Milliarden Franc beteiligen, der belgische Staat, der die restlichen 50,5 Prozent der Aktien hält, mit vier Milliarden Franc. In einem Brief an die SAir-Angestellten schrieb Honegger Ende Februar: »Ein mittelfristiger Ausstieg aus unserem Engagement ist eine mögliche Lösung.«
Weitere Verkäufe möglich
Auch die französischen Töchter der SAir sind in großen Schwierigkeiten. Der zur Sanierung eingesetzte Präsident Paul Reutlinger trat Anfang Februar zurück. Nach Angaben seines Nachfolgers, Marc Rochet, machten die drei Gesellschaften im vergangenen Jahr 625 Millionen Schweizer Franken Verlust. In der SAir-Zentrale wird nach unbestätigten Berichten ein Ausstieg geprüft.
Vergangene Woche wurde bekannt, dass die Mehrheitsaktionärin der französischen Linien, das Familienunternehmen Marine Wendel, eine so genannte Put-Option hat. Sie kann der SAir ihre Anteile von gut 50 Prozent in zwei Jahren für 400 Millionen Franken verkaufen.