Fußball-WM adidas wird allgegenwärtig sein

Für den Sportartikelhersteller adidas ist die Fußball-Weltmeisterschaft ein Großereignis, für das so viel Aufwand getrieben wird wie nie zuvor. Der Konzern ist Partner, Ausrüster und Lizenznehmer der Fifa - und das lässt die Kasse klingeln.

Im neuen Markencenter von adidas liegen sie schon, sorgfältig aneinander gereiht: Die Bälle aller 64 WM-Partien. Jeder Ball ist mit dem Datum und dem Spielort bedruckt, die Bälle für die Vorrunde tragen auch schon die Spielpaarung. "Die anderen Bälle werden in unserer Fabrik in Scheinfeld bedruckt, wenn die Gegner feststehen", erläutert Alberto de Torres Lacroze. Mit besonderem Stolz zeigt der Argentinier, der am adidas-Konzernsitz im fränkischen Herzogenaurach derzeit zahlreiche Journalisten aus aller Welt betreut, den golden schimmernden Ball für das Finale.

"Uniformen" für alle Helfer

Für den Sportartikelhersteller ist die Fußball-Weltmeisterschaft ein Großereignis, für das so viel Aufwand getrieben wird wie nie zuvor. Adidas ist Partner, Ausrüster und Lizenznehmer des Fußball-Weltverbands Fifa. "Das ist auch eine enorme logistische Herausforderung", sagt adidas-Markenchef Erich Stamminger. So erhält zum Beispiel jeder Schiedsrichter ein Paket mit 73 Einzelprodukten.

Außerdem stattet adidas rund 15.000 Ordner und Helfer aus, deren "Uniformen" speziell für das Turnier entworfen wurden. Nicht zu vergessen die Kinder: Die Jungen und Mädchen, die mit den Teams in die Stadien einlaufen werden, die Balljungen, die "Fair-play-Kinder", Fahnenträger und Spielerbegleiter. "Eine unserer größten Aufgaben ist es, 3392 über ein ganzes Land verteilte Kinder mit über 30.000 Bekleidungsartikeln und Ausrüstungen zu versorgen", heißt es in einer Firmenbroschüre.

200.000 Artikel für die WM

Bei der WM wird die Marke mit den drei Streifen mit fast 200.000 Produkten allgegenwärtig sein. Clou ist ein speziell angefertigter Fußballschuh für jede Mannschaft. Unabhängig vom Team-Ausrüster soll ihn jeweils ein Spieler jedes Teams tragen - für Deutschland ist das nach adidas-Angaben Lukas Podolski, für Argentinien Lionel Messi und für Brasilien Ze Roberto. Auf dem deutschen Schuh ist das Brandenburger Tor abgebildet, darunter steht "Einigkeit". In die Innenseite der Ferse ist der Text der Nationalhymne eingedruckt. Witzig ist das Design des Argentinien-Schuhs: "La Mano de Dios" ("Die Hand Gottes") heißt es da in Anspielung an das legendäre Hand-Tor von Diego Maradona im WM-Spiel gegen England 1986.

Wer immer die WM gewinnt - adidas dürfte auf jeden Fall zu den Siegern zählen. Die Herzogenauracher werden ihren Fußball-Umsatz in diesem Jahr auf mehr als 1,2 Milliarden Euro steigern; 2005 lag er noch bei rund 900 Millionen Euro. Daher soll auch kein Schatten auf das Großereignis fallen. Denn gefertigt werden die Produkte, die sich so glänzend verkaufen, in Fabriken etwa in China, Thailand oder Vietnam. Erst kürzlich hat die "Kampagne für 'Saubere' Kleidung" adidas wegen der Zustände in manchen Zulieferfabriken scharf kritisiert und massive Arbeitsrechtsverletzungen angeprangert.

Strenger Verhaltenskodex für Zulieferer

Der für Sozial- und Umweltfragen zuständige Manager Frank Henke will das nicht gelten lassen. Nach seinen Angaben arbeitet adidas mit mehr als 700 Zulieferern weltweit zusammen. Bestandteil der Verträge sei ein Verhaltenscodex mit Regelungen zur Entlohnung und Arbeitszeit, zu den Arbeitsbedingungen und anderen Fragen. "Wir sind nicht so anmaßend zu sagen, dass alle unsere Lieferanten ständig sämtliche Standards einhalten", räumt Henke ein. Entscheidend für die Zusammenarbeit sei, ob die jeweiligen Firmen zu Verbesserungen bereit seien.

"Wir stellen uns der Verantwortung", betont Henke. Die Einflussmöglichkeiten seien aber begrenzt. Wenn etwa in einem Land Gewerkschaften nicht erlaubt seien, könne ein einzelnes Unternehmen dies nicht ändern. Zur Überwachung der Zulieferer hat adidas laut Henke ein mehrstufiges Verwarnungssystem entwickelt. Nütze dies alles nichts, kappe man als letzten Schritt die Geschäftsbeziehungen. Bevor man neuen Unternehmen einen Auftrag gebe, würden sie streng geprüft. "Die durchschnittliche Ablehnungsquote liegt bei 30 bis 40 Prozent."

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Stephan Maurer/DPA