Fußball-WM Puma fordert die Fifa heraus

Am Anfang war ein fesches Dress von Puma, das urplötzlich von der Fifa verboten wurde. Der Sportartikelhersteller will nun vor Gericht beweisen, dass der Einteiler auf Drängen von Konkurrent Adidas aus dem Verkehr gezogen wurde.

14 Monate sind es noch bis zum Anpfiff zur Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland, und nicht nur im Nationalteam von Jürgen Klinsmann ist der Kampf um die vorderen Plätze in vollem Gange. Auch die Rivalität der beiden größten deutschen Sportartikelhersteller Adidas und Puma tritt offen wie selten zu Tage. Der Kleinere von beiden geht jetzt zum Angriff über: In einer spektakulären Klage gegen den Fußball-Weltverband Fifa will Puma von diesem Mittwoch an vor dem Landgericht Nürnberg den Beweis dafür antreten, dass Adidas seinen Einfluss möglicherweise unzulässig genutzt hat, um der Konkurrenz zu schaden.

Sechs Punkte Abzug für die "Löwen" aus Kamerun

Anlass ist ein Streit beim Afrika-Cup 2004: Damals war das Team aus Kamerun mit Aufsehen erregenden einteiligen Trikots von Puma angetreten. Die Fifa stufte die modische Sportkleidung jedoch als regelwidrig ein und belegte die "Löwen" mit sechs Punkten Abzug für die WM-Qualifikation, hob das Urteil später allerdings wieder auf. Bestehen blieb allerdings eine saftige Geldstrafe von in Höhe von 130.000 Euro, die der Ausrüster beglichen hat.

Die durch ihre wirtschaftlichen Erfolge selbstbewusst gewordenen Pumas wollen es dabei aber nicht bewenden lassen, sondern suchen nun die Entscheidung vor Gericht. "Es ist das erste Mal, dass es jemand wagt, die allmächtige Fifa anzugehen", sagt Puma-Anwalt Reinhard Stünkel. Doch der eigentliche Gegner sitzt wohl gar nicht im Züricher Fußball-Hauptquartier, sondern nur einige 100 Meter Luftlinie entfernt von der Puma-Zentrale in Herzogenaurach: Es ist der Dauerrivale Adidas.

Denn die Nähe des weltweiten zweitgrößten Sportartikelkonzerns zum Fußball-Weltverband ist der Konkurrenz ein Dorn im Auge. Bis 2014 hat sich Adidas die Rechte als offizieller Partner, Ausrüster und Lizenznehmer der Fifa für die Fußball-Weltmeisterschaften gesichert. Die WM 2006 in Deutschland sieht Vorstandschef Herbert Hainer als Jahrhundertchance: "Unsere Produktinnovationen und Marketingaktionen werden den weiteren Ausbau der weltweiten Führungsposition von Adidas im Fußball sicherstellen." Erst vor wenigen Tagen reiste Fifa-Chef Sepp Blatter eigens nach Nürnberg an, um bei einer internen Konzernveranstaltung neben Vorstandschef Hainer und Franz Beckenbauer zu repräsentieren und, so eine Firmenmitteilung, "We are ready for the World Cup" anzustimmen - Wir sind bereit für die Weltmeisterschaft.

Adidas streitet eine Einflussnahme auf Verbandsangelegenheiten der Fifa strikt ab. Puma glaubt dennoch beweisen zu können, dass es der Herzogenauracher Konkurrent war, dem man die Probleme mit den Kamerun-Trikots verdankte. Der Fußballverband habe den Einteiler zunächst nämlich abgesegnet, sagt Anwalt Stünkel. Plötzlich habe es einen Meinungsumschwung gegeben. "Adidas hat zur Fifa gesagt, dass sie den Einteiler stoppen sollen, und sie hat sofort reagiert."

Stünkel will vor Gericht "handfeste Beweise" für diese Behauptung liefern. Zwei Millionen Euro Schadensersatz fordert Puma von der Fifa. Denn der Weltverband habe rechtswidrig in das Geschäft eingegriffen. "Ein grobes Foulspiel", sagt Puma-Sprecher Ulf Santjer. Man könne sich innovative Ideen nicht auf diese Weise aus der Hand schlagen lassen. Auch beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) laufen Beschwerden von Adidas-Konkurrenten. Nike, Puma, Reebook und die Pentland-Gruppe ("Speedo", "Ellesse") wollen nicht länger dulden, dass Adidas neben dem Logo auch seine drei Streifen auf der Sportkleidung der Athleten präsentieren darf.

Es sieht also nicht nach Entspannung aus im Dauerstreit der beiden Herzogenauracher Konzerne. Die Rivalität stammt schon aus Zeiten der Firmengründer, der Brüder Adolf (Adi) und Rudolf Dassler. Seit 1924 führten sie gemeinsam den Schuhmacherbetrieb des Vaters. 1947 stieg Rudolf aus, gründete seine eigene Firma und gab ihr als Markenzeichen den Puma. Adi Dassler ließ daraufhin für sein Unternehmen den Namen Adidas eintragen und versah seine Schuhe mit den drei Streifen.

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Stephan Maurer/DPA