GASTRONOMIE »Starbucks« gegen »Koffeinkombinat«

Sie heißen »San Francisco Coffee Company«, »Cafetiero« oder »Koffeinkombinat«. Ab samstags auch »Starbucks«. Dann landet die Urmutter aller Coffee Shops in Berlin.

Am Samstag eröffnet das Vorbild aller neumodischen Kaffeebars seine ersten beiden Deutschland-Filialen in Berlin. Eine am Brandenburger Tor und eine in den Hackeschen Höfen. Die beiden Coffee Shops in bester Lage sollen für den US-Konzern aber nur die Vorposten sein. Innerhalb von fünf Jahren sollen bundesweit noch mindestens 200 Niederlassungen folgen. Die Konkurrenz sieht dem Neuankömmling eher mit Interesse als mit Sorge entgegen.

Koffeinausschank als Boombranche

Was daran liegt, das in Deutschlands Innenstädten derzeit kaum ein Geschäft so gut läuft wie das der Kaffee- und Espressobars. In den vergangenen Jahren haben nach Angaben des Deutschen Kaffee-Verbands rund 400 Coffee Shops aufgemacht, mehr als 60 allein in Berlin. Auf mehr als 1.500 Filialen wird das Potenzial geschätzt. Schließlich sind die Deutschen große Kaffeetrinker: Fast tausend Tassen nimmt der Bundesbürger im Durchschnitt jedes Jahr zu sich.

Umdenken beim Bestellen

Mit den bekannten Cafés haben die Coffee Shops nicht mehr viel zu tun. Was sich neben dem schicken Design vor allem an der Karte zeigt: Bis zu 40 verschiedene Kaffee-Variationen sind im Angebot. Caffe Latte Grande oder Caramel Macchiato Medium? Mit fettarmer oder Soja-Milch? Oder lieber ein Iced White Chocolate Mocha Short? Manch älterer Kunde versteht überhaupt nichts mehr - und erinnert sich wehmütig an die Zeit, als er beim Kännchen Kaffee nur über Milch und Zucker entscheiden musste.

Junges Publikum

Aber die Branche setzt ohnehin aufs jüngere und zahlungskräftige Publikum. Bei Preisen bis zu 3,50 Euro fürs Glas Kaffee muss das auch sein. Marktführer sind in Deutschland derzeit die italienischen Traditionsmarken Segafredo und Lavazza. Es folgen jüngere Ketten wie »World Coffee«, die Münchner »San Francisco Coffee Company« oder das Berliner »Einstein«.Das 1971 gegründete Original dagegen - benannt nach dem Ersten Maat im Walfang-Klassiker »Moby Dick« - ließ sich mit dem Deutschland-Start viel Zeit. Rund um den Globus gibt es schon mehr als 5.000 »Starbucks«-Filialen in 23 verschiedenen Ländern. In Peking prangt das runde Firmenlogo mit der Meerjungfrau auf grünem Grund sogar in der Verbotenen Stadt. Hier zu Lande taten sich die Amerikaner mit KarstadtQuelle zusammen. An der KarstadtCoffee GmbH besitzen sie nur 18 Prozent. Die Mehrheit hält der Handelskonzern, der bislang nicht gerade für junge Kunden stand.

Ungewöhnliche Partnerschaft

»Wir brauchen Karstadt, um die deutschen Kunden zu verstehen«, begründet »Starbucks«-Chef Howard Schultz die ungewöhnliche Verbindung. Im Gegenzug hofft der Handelskonzern darauf, dass das moderne »Starbucks«-Image abfärbt. In den Kaufhäusern soll es zunächst allerdings keine Coffee Shops geben. Branchenkenner vermuten, dass »Starbucks« auf der Suche nach guten Lagen für seine Filialen bei anderen Ketten einsteigen könnte.

»Kaffee kochen kann jeder«

Ohnehin sehen die anderen Kaffeebar-Betreiber die Ankunft von »Starbucks« nicht als große Bedrohung. »Konkurrenz belebt das Geschäft«, sagt der Geschäftsführer des Ost-Berliner Newcomers »Koffeinkombinat«, Kenan Azman. »Kaffee kochen kann jeder. Das Geschäft läuft über den Namen und den guten Service.« Zehn Filialen will das »Koffeinkombinat« dieses Jahr selbst noch eröffnen. Trotz des boomenden Geschäfts haben sich einige die Ziele aber auch schon zu hoch gesteckt. Der Hamburger Kaffeeröster Jacobs beispielsweise bemühte sich in einer Kaffeebar mit Namen »J-Cups« um jüngere Kundschaft. Nach wenigen Monaten war das Experiment am Brandenburger Tor schon wieder vorbei. Jetzt zieht genau dort »Starbucks« ein.

Christoph Sator