Die US-Regierungspläne für den Opel-Mutterkonzern General Motors werden konkreter: Gerade erst hat der Staat das Unternehmen aufgefordert, einen Insolvenzantrag vorzubereiten, nun erwägt er, selbst beim Autobauer einzusteigen. Nach Informationen der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg prüft die US-Regierung eine vorübergehende Beteiligung an einem verkleinerten GM-Konzern, der nur überlebensfähige Unternehmensteile umfasst. Die Beteiligung könne im Tausch für einen Teil der bisherigen staatlichen Milliardenkredite an GM erfolgen, so die Agentur unter Berufung auf Insider. Das Unternehmen hat bislang 13,4 Milliarden Dollar erhalten.
Mit dem Staatseinstieg würde aber nicht nur die Schuldenlast des Autobauers, sondern auch der Anteil privater Gläubiger an einem neuen Konzern verringert. Ihnen waren zuletzt 90 Prozent an GM angeboten worden, wenn sie dafür ihre Ansprüche von rund 28 Milliarden Dollar aufgeben. Allerdings will die US-Regierung nach Agentur-Angaben ihren Anteil im Fall eines Einstiegs bei GM möglichst schnell wieder verkaufen, um mögliche Kritik einzudämmen.
Zuvor hatte die US-Regierung General Motors einem Zeitungsbericht zufolge angewiesen, einen Insolvenzantrag vorzubereiten. Das Gerüst dafür müsse stehen, damit ein solcher Antrag bei Bedarf zum 1. Juni gestellt werden könnte, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf mit den Konzernplänen vertraute Personen.
GM soll in einen "guten" und einen "schlechten" Teil gespalten werden
Die Vorbereitungen sollten sicherstellen, dass der Insolvenzantrag unmittelbar gestellt werden könne, falls GM sich mit seinen Anleihe-Besitzern nicht über den Tausch von Schulden in Firmenanteile und auch mit den Gewerkschaften nicht über noch offene Fragen einigen könne. Ziel sei dann ein "chirurgischer" Bankrott, bei dem GM in einen "guten" und einen "schlechten" Teil gespalten werde. Letzterer würde unverkäufliche Marken und Fabriken enthalten und könne über mehrere Jahre abgewickelt werden.
GM und das US-Finanzministerium wollten sich bisher nicht zu den Berichten äußern. Die Regierung hatte die Restrukturierungspläne von GM mitsamt der Bitte um weitere Staatshilfen jüngst als unzureichend zurückgewiesen und GM bis Ende Mai Zeit für ein neues Sanierungskonzept gegeben.
Seit Tagen gibt es Spekulationen, dass sich der einst weltgrößte Autobauer auf seine Insolvenz vorbereitet. Dazu hieß es in Kreisen bereits, ein Plan zur GM-Aufspaltung in ein "neues Unternehmen", bestehend aus den erfolgreicheren Sparten, und ein "altes Unternehmen" mit den weniger zukunftsträchtigen Geschäftsbereichen gewinne an Fahrt. GM-Chef Fritz Henderson zufolge bevorzugt der Konzern zwar einen außergerichtlichen Umbau, schließt aber im Notfall auch eine Insolvenz nicht aus.
Die deutsche GM-Tochter Opel mit ihren rund 25.000 Beschäftigten sucht unterdessen dringend einen Investor, um sich von GM lösen zu können. Ein Opel-Sprecher hatte jüngst gesagt, eine GM-Insolvenz würde nicht automatisch auch eine Opel-Insolvenz nach sich ziehen, da beide Firmen rechtlich eigenständige Einheiten seien. Außerdem ist nach wie vor ein Einstieg des Bundes bei dem traditionellen Autobauer im Gespräch. Nach Überzeugung des SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering wird auch die Union letztlich einer Beteiligung des Staates an Opel zustimmen. Auch wenn ein privater Investor für Opel gefunden worden sei, könne es notwendig sein, dass mindestens für eine Übergangszeit der Staat bei Opel helfe.