Die Shooting-Stars der Alkoholmischgetränke heißen Smirnoff Ice oder Bacardi Rigo und gehören zur Gruppe der "Alcopops". Auch seit Jahresbeginn glänzen die pfandfreien Drinks in der Flasche (Ready-to-Drink) wieder mit zweistelligen Wachstumsraten. An Tankstellen und in Szenebars sind die Getränke ein Renner. Dies trifft nicht zuletzt Deutschlands Brauereien. Wegen des Dosenpfands ist der Bierabsatz seit Januar um 10 Prozent eingebrochen. Nun wollen die Brauer mit neuen Bier-Mixgetränken die Spirituosenabfüller herausfordern.
Brauereien wollen mitmischen
Denn die anfangs so erfolgreichen Bier-Cola-Mischungen können inzwischen dem Wachstumstempo von Bacardi und Smirnoff nicht mehr folgen. Allein Smirnoff verkaufte in den zurückliegenden 12 Monaten in Deutschland fast 100 Millionen Flaschen. Damit kommt der Wodka-Mix im Ready-to-Drink-Bereich auf einen Marktanteil von knapp 36 Prozent, berichtet der US-Spirituosenriese Diageo.
Keine Grenzen mehr für neue Kreationen
Aus Branchenkreisen ist nun zu hören, dass mehrere große deutsche Brauereien testweise Bier mit exotischen Zutaten und hochprozentigem Alkohol verrührten. Bei den Geschmacksrichtungen seien der Fantasie keine Grenzen gesetzt. So könnte der Gerstensaft beispielsweise mit Wodka oder Likören abgefüllt werden. Die Brauer suchten händeringend nach neuen, lukrativen Absatzmärkten.
Basteln an Bier-Cocktails
"Jeder hofft, irgendwann einen Geschmackscoup zu landen", beschreibt Veltins-Sprecher Ulrich Biene die Aufbruchstimmung in der Branche. Veltins arbeitet "an unterschiedlichsten Weiterentwicklungen von Mischgetränken". Zum Tag des deutschen Bieres im April hatte die viertgrößte Privatbrauerei einen würzigen Bier-Cocktail (intern: Veltins Spice) verkosten lassen.
Lifestyle-Werbung trifft Zielgruppe
So wie den Sauerländern schmeckt der gesamten Bierbranche nicht, dass die Schnapsbrenner mit ihren nicht gerade billigen Alcopops starke Gewinnmargen realisieren. Dank frecher Lifestyle-Werbung sind besonders jüngere Konsumenten bereit, für die leicht alkoholischen Drinks tief ins Portemonnaie zu greifen.
Wettbewerbsvorteil Pfandfreiheit...
Aber nicht alle Brauer wollen in den Markt einsteigen. Die Stuttgarter Hofbräu hält den Alcopops-Trend für überzogen: "Wir pflegen lieber unsere Marken rund ums Bier." Tatsächlich könnte ein gravierender Wettbewerbsvorteil von Bacardi & Co., die Pfandfreiheit, bald fallen.
...könnte bald fallen
"Wenn der Bundesrat im Oktober der Dosenpfand-Novelle in der jetzigen Form zustimmt, wird auch für die Alcopops ein Pfand fällig", sagt der Vorstand des Bundesverbands des Getränkefachgroßhandels, Günther Guder.
Mitnahmegeschäft wäre rückgängig
Vom Pfand bislang verschont avancierten die Alcopops gerade im Mitnahmegeschäft vieler Tankstellen zur Nummer eins. Kauften Jugendliche früher auf dem Weg zur Party einen Sechserpack Bier, sind es heute die Flaschendrinks.
Drinks für die MTV-Generation
Bacardi-Chef Angel Torres macht keinen Hehl daraus, mit dem Rum-Limetten-Soda-Mix Rigo bewusst die MTV-Generation an die Weltmarke binden zu wollen: "Wir zielen auf junge Leute, die gerade alt genug sind, Alkohol trinken zu dürfen", sagte er der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung».
Junge Mädchen lieben den Geschmack
Solche Töne vernehmen Verbraucherschützer mit Argwohn. "Besonders die jungen Mädchen fahren auf die Alcopops ab. Durch den süß-fruchtigen Geschmack merken sie gar nicht, wie ihnen der Alkohol zu Kopf steigt", kritisiert die Ernährungsberaterin Heidi Schworm von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg die verführerischen Mixturen. In der Schweiz haben die Behörden die Notbremse gezogen: Aus Jugendschutzgründen soll künftig auf Alcopops eine Sondersteuer erhoben werden.