Der Chipkonzern Infineon wird seine Speicherchip-Sparte abspalten und nach Möglichkeit an die Börse bringen. Damit trennt sich der Halbleiterkonzern von etwa 40 Prozent seines Umsatzes. Das Geschäft mit DRAM-Speicherchips gilt als risikoreich und sehr schwankungsanfällig. Daher will der gebeutelte und zuletzt verlustreiche Infineon-Konzern durch die Aufspaltung in ruhigeres Fahrwasser kommen. Der künftig deutlich kleinere Konzern wird sich nach der Abspaltung auf Logik-Produkte zum Beispiel für die Autoindustrie und die Telekommunikationsbranche konzentrieren. Auch der neue Speicherchip-Konzern soll seinen operativen Sitz in Deutschland haben. Dresden bleibt das Technologie-Entwicklungszentrum des Unternehmens. Chef wird Kin Wah Loh, der die Speichersparte bei Infineon bereits heute führt.
Börsengang der Speichersparte
Bis zum 1. Juli 2006 solle der Konzern in zwei eigenständige Unternehmen aufgeteilt werden - eines für Speicher- und eines für Logik-Chips, teilte Infineon nach einer Aufsichtsratssitzung am Donnerstag mit. "Als darauf folgenden Schritt strebt Infineon einen Börsengang des Speicherunternehmens als bevorzugte Option an", hieß es in der Mitteilung. Es gebe zwei Gründe für die Aufspaltung des Konzerns, sagte Infineon-Chef Wolfgang Ziebart: "Zum einen entwickeln sich Prozesse und Geschäftsmodelle für Speicher und Logik in unterschiedliche Richtungen, zum anderen verbessern wir Wachstumsdynamik und Profitabilitätsaussichten für beide Unternehmen", erklärte er.
Die rechtliche Selbstständigkeit und der direkte Zugang zum Kapitalmarkt nach einem Börsengang erhöhten die Flexibilität für strategische Kooperationen im Speicherchipgeschäft sowie die Finanzierungsmöglichkeiten, hieß es. Das hoch volatile und kapitalintensive Speicherchipgeschäft macht derzeit 40 Prozent des Umsatzes von Infineon aus. Zur Kostensenkung stellt der Konzern seine Speicherchip-Produktion derzeit auf größere Siliziumscheiben (Wafer) und eine feinmaschigere Struktur um. Damit hat Infineon den Abstand zu Marktführer Samsung zwar verkürzt, hinkt aber immer noch einige Monate hinterher.
Beide Sparten gewinnen Spielraum
Die Erlöse aus dem möglichen Börsengang des Speicherbereichs will Infineon in den Ausbau des Logikgeschäfts investieren. Der Logikbereich umfasse die Bereiche Automobil-, Industrieelektronik und Multimarket (AIM) sowie Kommunikation (COM). Sowohl Speicher- als auch Logikbereich gewännen mit der strategischen Neuausrichtung Aktionsspielraum für ihr weiteres Geschäft. Die Infineon-Aktie drehte nach einem kurzen Ausreißer nach oben ins Minus. Mit rund acht Euro lag das Papier 1,35 Prozent unter dem Schlusskurs vom Mittwoch. "Die geplante Ausgliederung ist eine positive Nachricht", meinte Merck-Finck- Analyst Theo Kitz. Am besten wäre nach seiner Einschätzung zunächst eine strategische Partnerschaft und erst später ein Börsengang der Sparte.