Der Aufschwung in Deutschland rückt angesichts der erneut schlechteren Wirtschaftsstimmung immer weiter in die Ferne. Trotz des dritten Rückgangs des Ifo-Index in Folge befindet sich Deutschland aber nach Ansicht von Ökonomen nicht auf dem Weg in die nächste Rezession.
Führende Forschungsinstitute prognostizieren laut "Financial Times Deutschland" in ihrer Frühjahrsprognose für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von nur noch 0,7 Prozent. Nach Einschätzung der Forscher werde sich das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte aber wieder beschleunigen. Für 2006 sei dann ein Zuwachs der Wirtschaftsleistung um 1,5 Prozent zu erwarten.
Auch der am Montag veröffentlichte Geschäftsklimaindex des Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo) lässt wenig Hoffnung auf ein Wiedererstarken der Konjunktur zu. So sank der Index im April auf 93,3 von 94 Punkten und markierte damit den niedrigsten Stand seit September 2003. Einer Faustregel zufolge deuten drei Rückgänge in Folge einen Abschwung an. Ifo-Volkswirt Klaus Abberger schränkte aber im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters ein: "Ich denke nicht, dass es ein Abwärtstrend im klassischen Sinne ist, sondern eine Abschwächung der Dynamik, die sich in den nächsten Monaten fortsetzen dürfte." Das Bundeswirtschaftsministerium hob günstige Entwicklungen in Bereichen wie dem Einzelhandel hervor.
"Man sollte nicht gleich vom Abschwung reden"
Die rund 7000 vom Ifo befragten Unternehmen äußerten sich sowohl zu den aktuellen Geschäften als auch zu den Aussichten skeptischer. "Die Konjunktur dümpelt einfach weiter vor sich hin", sagte Jörg Lüschow von der WestLB die Daten und warnte wie viele Kollegen vor Schwarzmalerei: "Zuletzt hat man sich nicht getraut, das Wort Aufschwung in den Mund zu nehmen, jetzt sollte man aber auch nicht gleich von einem Abschwung reden."
Das Geschäftsklima trübte sich dem Ifo zufolge in der Industrie und im Großhandel ein. Dabei nahm die Industrie ihre "weiterhin optimistischen Erwartungen" an den Export aber nur wenig zurück. "Freundlicher entwickelte sich das Geschäftsklima im Einzelhandel und im Bauhauptgewerbe", so Ifo-Chef Hans-Werner Sinn.
Trotz der Serie von enttäuschenden Wirtschaftsdaten schöpften einige Volkswirte und das Wirtschaftsministerium aus der etwas besseren Stimmung im Einzelhandel Hoffnung. Zusammen mit der leichten Aufhellung am Bau deute sich eine langsam steigende Inlandsnachfrage an, sagte Jürgen Michels von der Citigroup. "Wir erwarten für das zweite Halbjahr eine moderate wirtschaftliche Erholung." Zu Jahresbeginn sei die Wirtschaft kräftig gewachsen, im Frühjahr dürfte die Konjunktur allerdings schon wieder deutlich an Fahrt verlieren.
Auch die Bundesregierung rechnet weiterhin mit einer konjunkturellen Erholung. "Wir sehen die jüngste Verschlechterung des Ifo-Geschäftsklimaindex nicht als Trend- oder Tendenzwende", sagte die Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums, Andrea Weinert.