Das Bundeskartellamt hat wegen des Verdachts auf Preisabsprachen mehrere Handelsunternehmen und Markenartikelhersteller ins Visier genommen. Über 100 Fahnder des Kartellamts und Polizisten rückten am Donnerstag zu Razzien aus, von denen unter anderem die Branchengrößen Rewe, Edeka, Metro, Lidl und die Drogeriemarktkette Rossmann betroffen waren. Nach Angaben der Kartellwächter handelte es sich bundesweit um 15 Firmen, davon elf Handelsunternehmen. Zudem seien schriftliche Verfahren gegen andere Konzerne eingeleitet worden.
Die Bonner Behörde untersucht, ob Markenartikelhersteller die Preise für Süßwaren, Kaffee und Tiernahrung mit Händlern abgestimmt haben. Die Untersuchung könne noch weitere Bereiche und Unternehmen erfassen, sagte ein Sprecher. Die Wettbewerbshüter haben bereits seit geraumer Zeit ein Auge auf die Lebensmittelbranche und den Einzelhandel geworfen. In der Vergangenheit hatte es unter anderem Durchsuchungen bei Kaffee- und Süßwarenherstellern gegeben. Im Fall der Kaffee-Untersuchung, bei der Strafgelder in Höhe von insgesamt knapp 160 Millionen Euro gegen die Kaffeeröster Melitta, Dallmayr und Tchibo verhängt worden waren, hatte der Kraft-Konzern mit den Fahndern zusammengearbeitet und war so um ein Bußgeld herumgekommen.
In Branchenkreisen hieß es nun, auch Händler kooperierten bereits mit dem Kartellamt. Die Wettbewerbshüter hätten Unternehmen der Branche und Lebensmittelhersteller im Verdacht, seit einigen Jahren zum Schaden der Verbraucher Preisuntergrenzen für Artikel abgesprochen und durchgesetzt zu haben. Die Wettbewerbshüter können empfindliche Strafen verhängen, wenn sie die Beteiligung an einem illegalen Kartell nachweisen. Diese können theoretisch bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes betragen. Der Rahmen ist aber noch nie ausgeschöpft worden.
"Auch bei uns im Unternehmen finden Durchsuchungen statt", sagte ein Metro-Sprecher. "Wir kooperieren mit den Ermittlungsbehörden." Ein Sprecher der Metro-Tochter Real sagte, die Zentrale des Unternehmens in Mönchengladbach sei nicht von der Durchsuchung betroffen. Ein Rewe-Sprecher bestätigte: "Die waren bei uns." Für weitere Informationen verwies er auf die Erklärung des Kartellamts. Auch der Edeka-Konzern räumte ein, Besuch von den Kartellwächtern erhalten zu haben. "Wir unterstützen die Untersuchung in vollem Umfang", sagte eine Sprecherin. Edeka war bereits Ende April vom Kartellamt durchsucht worden, auch damals ging es um die Preisgestaltung.