Oliver Rokitta verkaufte Anfang 2017 noch Kochtöpfe und Pfannen. Inzwischen ist er auf dem besten Weg, Millionär zu werden. Möglich wurde das durch einen kleinen Metallstab, den man in die Spülmaschine steckt. Flugrost, der sich sonst auf Töpfen und Besteck ansammeln würde, wird von ihm angezogen. Rokitta hatte einen kleinen, praktischen Alltagshelfer entwickelt. Und sich damit in "Die Höhle der Löwen" gewagt.
Inzwischen hat Rokitta mehr als eine Million Euro mit seinem Rostschreck umgesetzt. Denn er konnte in der Vox-Sendung Ralf Dümmel von seiner Idee überzeugen. Der stieg ein und investierte kräftig. Das Ergebnis: Der Rokitta's Rostschreck ist eines der erfolgreichsten Produkte aus der vierten Staffel "Die Höhle der Löwen".
Als Vox im Herbst 2014 die Start-up-Sendung ins Rennen schickte, war kaum absehbar, wie erfolgreich sie sich entwickeln würde. "Vox blickt auch bei Staffel 4 der Gründer-Show auf viele neue Rekord-Quoten zurück", heißt es beim TV-Sender. Die Show sei die erfolgreichste Primetime-Eigenproduktion in der Geschichte von Vox. Rund drei Millionen Zuschauer schalteten pro Folge ein, der Anteil der werberelevanten Zielgruppe der 14 bis 49-Jährigen lag bei rund 15 Prozent. Top-Werte für die Show.
Darum platzten diese 10 Löwen-Deals nach der Sendung

DHDL-Gründer, die keinen Deal wollen
Doch der Erfolg könnte ein Problem werden. Zum einen hat sich die Sendung zu einer Plattform für investorenlose Gründer entwickelt, die gar nicht auf einen Deal aus sind, sondern die Strahlkraft der Show für sich nutzen wollen. So platzen regelmäßig Deals nach der Sendung. Die Produkte finden die Zuschauer dennoch im Handel, weil die Gründer andere Geldgeber gefunden haben.
Auch die Handelspräsenz könnte der Show gefährlich werden. Die kam ab Staffel 3 vor allem durch den Löwen Ralf Dümmel, der die Produkte der Sendung prominent in den Handel brachte. Schaufenster, Pappaufsteller, Onlineshops - an den Dümmel-Deals war kein Vorbeikommen. Doch in dieser Staffel haben auch die anderen Löwen nachgezogen. Der Hype im Handel ist auf dem Zenit. Wird noch stärker die Werbetrommel gerührt, kann der Zuschauer auch schnell genervt sein - und die Produkte vorsätzlich meiden. Aber nicht nur der Zirkus um die Sendung hat zugenommen. Auch die Sendung selbst riskiert, zu einer plumpen Verkaufsschau zu werden. Statt mitzufiebern, ob der Gründer einen Deal bekommt und mit welchen Fragen die Jury die Jungunternehmen in die Zange nehmen, erinnern die Pitches dann eher an die Anfänge des Tele-Shoppings. Und direkt nach Ausstrahlung können die Zuschauer dann die Produkte einkaufen.
Das sind die erfolgreichsten Deals aus der "Höhle der Löwen"

Choreographie für Gründer
Ein weiterer Kritikpunkt: Die Sendung wirkt zunehmend choreographiert. Einige Produkte, die schnell in den Handel kommen, ein bisschen Food, ein bisschen Beauty - und natürlich die obligatorischen Verrückten, die etwas erfunden haben, das nur in der Nische funktioniert. "Es gibt eine Unart von Fernsehmachern, dass sie erfolgreiche Sendungen verschlimmbessern. Das Produkt wird durch die persönlichen Geschichten der Gründer immer weiter in den Hintergrund gedrängt", sagte Thomas Lückerath von "DWDL" zur "Welt". "Noch haben die Macher genug Feingefühl, nicht zu viel zu ändern und auch nur eine Staffel pro Jahr zu machen, damit sich das Konzept nicht abnutzt."
Auch andere TV-Sender wollen ihre eigene Höhle der Löwen
Doch der Abnutzungseffekt könnte jetzt von anderen Sendern beschleunigt werden - denn der Erfolg der Show bringt auch Konkurrenz mit sich. So startet Sat.1 im kommenden Jahr eine eigene Gründershow - und das auch noch ausgerechnet mit Carsten Maschmeyer als Zugpferd. Hinter dem neuen Format steckt die gleiche Produktionsfirma wie bei der "Höhle der Löwen". Auch Pro7 will vom Gründerhype profitieren. Kein Geringerer als Stefan Raab produziert "Das Ding des Jahres", ausgestrahlt werden soll die erste Sendung bereits im Januar 2018. Mächtige Konkurrenz für "DHDL". "Was einmal funktioniert, wird so lange ausgeschlachtet, bis es nicht mehr geht", beschreibt Lückerath der "Welt" die Mechanismen der Fernsehindustrie.
Aufzeichnungen von "DHDL"
Klar ist: Es wird eine fünfte Staffel geben. Diesmal bleiben auch alle Juroren an Bord, lediglich Judith Williams wird sich ihren Posten mit Georg Kofler teilen. Zuvor kamen und gingen zwar eine Reihe von Juroren wie Jochen Schweizer, Vural Öger oder Lenke Steiner - der Beliebtheit der Sendung hat das bislang nicht geschadet. Inwieweit die neuen TV-Formate Einfluss auf "Die Höhle der Löwen" haben werden, wird sich zeigen. Die Aufzeichnungen für die neue Staffel starten im Februar 2018.
