Gewinne macht jeder gerne. Sie zu teilen, ist heikel. Das gilt besonders für Unternehmensgewinne. Denn ge-nau wie beim Erwirtschaften, herrscht auch beim Verteilen Wettbewerb - allerdings mit unterschiedlichen Spielregeln.
Das Profit-Einfahren diktiert der (Welt-)Markt. Knallhart, ohne Moral. Das Treiben betrachten wir mal stau-nend, mal murrend, oft kleinmütig. Das Ausreizen und Missachten der wenigen Marktregularien bringt zwei Zünfte in Lohn und Brot: Berater und Anwälte. Alle anderen in der freien Wirtschaft, zu vorderst wir Arbeit-nehmer, leben vom Ausschütten der Profite. Deshalb reden wir seit gut 100 Jahren darüber mit. Ein bisschen zumindest. Politisch.
Das Verfahren hat sich weitgehend bewährt. Verändert hat sich jedoch - speziell in Deutschland - die Fakten-lage drum herum. Und zwar erheblich.
Wer partizipiert an Erlösen?
Gleich geblieben sind die vier möglichen Empfänger von Unternehmensgewinnen: Erstens die Firmeneigentümer, deren Dividende erhöht werden kann. Zweitens die Bosse, deren Bonuszahlungen anschwellen könnten. Drittens kann man den Über-schuss neu investieren. Und viertens ließen sich damit höhere Löhne für die Mitarbeiter finanzieren. Nur der Vollständigkeit halber: Banken und Versicherungen könnten Gewinne auch an ihre Kunden weitergeben - in Form attraktiverer Konditionen. Das tun sogar manche. Natürlich nicht aus Wohltat, sondern aus Wettbewerbsgründen.
Soweit so gut.
Die Dividenden haben in den vergangenen Jahren ordentlich zugelegt. Die Bezüge der Konzernchefs auch. Und investiert wird ebenfalls leidlich, wenngleich nicht immer phantasievoll. Angesagt sind vor allem Zukäufe. Zaghaft sind bislang jedoch Gehaltssteigerungen oder andere Formen der Gewinnbeteiligung für die Beschäf-tigten. Deren Nerven liegen blank: Hyper-Flexibilisierung, Kostensenkung, Produktionsverlage-rung, Fusionen, Verkäufe, "Heuschrecken", massiver Stellenabbau und Lohnsenkung.
Soweit so schlecht.
Weltweite Arbeitsteilung
Die Investitionsziele der Firmen liegen, wie viele ihrer Gewinnquellen, zunehmend außerhalb Deutschlands. Ein erheblicher Teil der Profite (und Arbeitsplätze) wandert schnurstracks an der heimischen Wirtschaft vorbei. Kein Mensch, am wenigsten ein Politiker, kann diese Wanderung aufhalten. Sie ist nicht neu, sondern begann schon in den 60er Jahren, also im Anschluss an das Binnen-"Wirtschaftswunder". Nur kurz - zu Beginn der 90er Jahre - verringerte sich der deutsche Drang hinaus in die Welt. Die Ex-DDR lag näher. Doch schon bald lockten wieder die Möglichkeiten der globalisierten Märkte, die weltweite Arbeitsteilung. "Exportweltweister - Made in Germany". Kein Problem, solange zu Hause alles im Lot schien. Jetzt, da Arbeitsmarkt, Rente, Gesundheit, Pflege und Staatsfinanzen, endlich auch anerkanntermaßen marodieren, ist es ein Problem.
Unternehmenssteuern und Beteiligungen
Fromme Appelle werden es ebenso wenig lösen, wie gestriges Geschrei. Es braucht politische Vorgaben. Durchdacht, verlässlich und hand-werklich einwandfrei. Realistischerweise sollten sich auf diese Art zu-mindest zwei Sanierungsbeiträge von unseren "Global-Playern" einfordern lassen: Zum einen, dass sie in der Heimat angemessene Steuern zahlen, und dass Spartenverkauf und Abwanderei nicht länger subventioniert werden.
Zum anderen, dass heimische Mitarbeiter angemessen an den Gewinnen beteiligt werden - was nicht bedeuten muss, Lohnstückkosten wettbewerbsschädlich zu erhöhen.
Beides, im Inland tatsächlich gezahlte Unternehmenssteuern, und neue Formen der Mitarbeiter-Beteiligungen, würde der Binnenkonjunktur und somit der Stimmung im Land helfen. Beides war schon mal besser. Es wird Zeit, dass es wieder wird.