Konjunkturerwartungen Deutsche Wirtschaft sieht Trendwende

Das Schlimmste ist offenbar überstanden: In der deutschen Wirtschaft mehren sich die Zeichen für eine Erholung. Analysten und Investoren beurteilten die Stimmung im Juni deutlich positiver als in den Monaten zuvor. Beleg dafür: ein starker Anstieg des ZEW-Konjunturindexes.

Die von der weltweiten Krise besonders schwer getroffene deutsche Wirtschaft sieht eine Trendwende. "Die Wirtschaft hat den Wendepunkt vor Augen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben, am Dienstag in Berlin.

Die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim ermittelten Konjunkturerwartungen legten im Juni zum achten Mal in Folge zu. Sie stiegen um 13,7 Punkte auf 44,8 Punkte und übertrafen damit erneut ihren historischen Mittelwert von 26,3 Punkten, teilte das Zentrum am Dienstag mit. Auch die aktuelle Lage wurde diesmal nicht ganz so düster beurteilt: Erstmals seit September 2008 verbesserte sich die Bewertung, und der entsprechende Indikator stieg geringfügig (3,1 Punkte) auf minus 89,7 Punkte.

Vor allem in der Industrie lägen die Erwartungen deutlich über der Lagebeurteilung. "Endlich besteht die Chance, dass sich die Wirtschaft aus ihrer Schockstarre löst", erklärte der DIHK bei der Vorlage seiner aktuellen Konjunkturumfrage. Es sei jedoch davon auszugehen, "dass der Aufwärtspfad holprig wird".

Die konjunkturell schwierige Phase sei nicht vorüber. "Beide Konjunkturkomponenten - Lage und Erwartungen - befinden sich per Saldo tief im roten Bereich", heißt es. Der DIHK geht für dieses Jahr daher von einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um 6,0 Prozent aus und bewegt sich damit auf dem Niveau der Regierungsprognose. Der Rückgang werde sich auf dem Arbeitsmarkt niederschlagen. Die Unternehmen nehmen laut DIHK ihre Beschäftigungspläne erneut zurück.

"Die wieder etwas besseren Erwartungen und das nach wie vor vorhandene Bemühen der Unternehmen, ihre Fachkräfte zu halten, stützen die Beschäftigungspläne", heißt es. Das zeige auch die rege Nutzung des Kurzarbeitergeldes. Unterm Strich werde 2009 mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenzahl von 3,7 Millionen (2008: 3,3 Mio.) und zum Jahresende von 4 Millionen (3,1 Mio.) gerechnet.

Das ZEW in Mannheim erläuterte, der Optimismus festige sich, obwohl Industrieproduktion und Auftragseingänge noch keinen klaren Aufwärtstrend zeigten. Die 271 befragten Analysten und Anleger zeigten zudem zunehmend Vertrauen in die Entwicklungen im Bankensektor. Dies könne als positives Signal für die Konditionen bei der Vergabe von Krediten gesehen werden.

"Die Einschätzungen der Experten deuten darauf hin, dass die Abwärtsdynamik in diesen Wochen zum Stillstand kommt", kommentierte ZEW-Präsident Wolfgang Franz die Stimmung. "Dieser vorsichtige Optimismus sollte nicht durch übermäßig pessimistische Mutmaßungen bereits im Keim erstickt werden", meinte der Wirtschaftsweise.

Die Konjunkturerwartungen für die Eurozone zeichnen ein ähnliches Bild: Sie sind im Juni um 14,2 Punkte gegenüber dem Vormonat auf 42,7 Punkte gestiegen. Auch die aktuelle Situation wurde freundlicher bewertet: Nach monatelangem Abwärtstrend stieg der Indikator um 2,5 Punkte und erreichte minus 90,7 Punkte.

DPA
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