KREDITE BayernLB hofft auf rasche Kirch-Lösung

Die Kirch-Gruppe kann ihre akuten Liquiditätsprobleme nach der Ansicht ihres größten Geldgebers nur durch den Einstieg eines ausländischen Investors oder eine konzertierte Aktion der Gläubigerbanken lösen.

»Ich bin überzeugt, dass es in den nächsten Wochen zu einer klaren Lösung im Kirch-Imperium kommen wird«, sagte der Vorstandschef der Bayerischen Landesbank (BayernLB), Werner Schmidt. »Alles andere wäre eine Vermögensverschleuderung.« Der Münchener Medienkonzern ist allein bei der Landesbank mit 1,9 Milliarden Euro verschuldet, von denen ein Teil nur bis 30. Juni verlängert wurde. Kreditausfälle fürchtet die BayernLB angeblich nicht. Insgesamt lastet auf Kirch ein Schuldenberg von rund sechs Milliarden Euro.

Es fing mit Springer an

Der Medienkonzern ist in Zahlungsschwierigkeiten geraten, nachdem der Hamburger Axel-Springer-Verlag eine Option ausüben will, seinen Anteil an der Senderfamilie ProSiebenSat.1 Media für den im Jahr 2000 vereinbarten Preis von 770 Millionen Euro an Kirch zu verkaufen. Kirch, der wiederum an dem Verlag beteiligt ist, hält die Option für unwirksam und will dagegen klagen.

Ungeklärte Liquiditätssituation

BayernLB-Chef Schmidt sagte, dass die Liquiditätssituation bei Kirch bis zur tatsächlichen Ausübung der Option geklärt sein muss. Die Frage einer Verlängerung der Kredite stellt sich daher nicht. Nach Angaben aus Bankenkreisen wollen die Gläubiger Kirch keine weiteren Kredite mehr geben. So fordert die Dresdner Bank nach Angaben aus Kreisen allein 460 Millionen Euro bis April zurück. Schmidt legte sich nicht fest, ob die BayernLB Kirch weitere Kredite geben will. »Das kommt immer auf die Konstellation an«, sagte er. Man wird jedoch gutes Geld nicht schlechtem hinterher werfen.

Businessplan gescheitert

Der Konzern hat sich vor allem mit dem Bezahlfernsehen übernommen. »Kirch hat sich beim PayTV in seinen Businessplänen geirrt. Das ist sein Problem«, erläuterte Schmidt. Zum Verkauf stehen möglicherweise die Übertragungsrechte an der Formel 1: »In der Kirch-Gruppe sind einige Perlen, die international und national auf große Nachfrage stoßen«, sagte der Landesbank-Chef.

'Nationale Lösung' favorisiert

Die BayernLB favorisiere eine »nationale Lösung« für Kirch gegenüber dem Einstieg eines Investors wie dem Medienunternehmer Rupert Murdoch (News Corp, BSkyB), falls sie diesem finanziell ebenbürtig ist. Der Erhalt der deutschen Medienlandschaft ist ihr ein Anliegen. Die Banken müssten dazu an einem Strang ziehen, forderte Schmidt und warnte davor, sich auf den eigenen Vorteil bedacht gegenseitig auszuspielen. »Alles andere wäre eine Vermögensverschleuderung.« Auch die Deutsche Bank müsste eingebunden werden, sagte er ausdrücklich. An diese hat Kirch seinen Springer-Anteil verpfändet. Gespräche zwischen den Banken unter Beteiligung der BayernLB hat es noch nicht gegeben. Insgesamt steht Kirch bei acht Gläubigerbanken mit dreistelligen Millionen-Beträgen in der Kreide, sechs davon aus Deutschland.

Keine politische Einmischung

Probleme für die Bayerische Landesbank sieht Schmidt wegen des hohen Kreditengagements nicht. Die Kredite sind angeblich banküblich besichert, und meint »wir sehen kein akutes Ausfallrisiko«. In Kapitalprobleme kann die halbstaatliche Bank durch Kirch nicht geraten. Das bestätigte auch die Bankenaufsicht Die stillen Reserven der Bank übersteigen das Kreditvolumen bei weitem. Schmidt wies Vermutungen zurück, dass die bayerische Landesregierung Einfluss auf die Kreditentscheidungen genommen hat. »Die vielen Falschmeldungen sind geschäftsschädigend«, sagte er lediglich. Im vergangenen Jahr hat die BayernLB ihre Risikovorsorge auf 1,2 Milliarden Euro mehr als verdoppelt.