Kreditkrise Bankenverband beklagt "Sippenhaft"

Von Marcus Müller
Die Bankenbranche befindet sich wegen der US-Hypothekenkrise weltweit in rauem Fahrwasser. Deutsche Institute hätten die Situation bisher vergleichsweise gut gemeistert, meint jedoch der Bundesverband deutscher Banken. Der Verband äußerte sich auch zum Thema Banken-Fusion.

Es hört sich immer sehr formell an, wenn deutsche Banker kräftigen Gegenwind im Gesicht spüren. "Die Subprime-Krise hat auch die Schwächen des deutschen Bankensystems aufgezeigt und das teilweise Fehlen tragfähiger Geschäftsmodelle verdeutlicht", sagte nun der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Commerzbank-Vorstandssprecher Klaus-Peter Müller, in Berlin.

Das ist noch sehr zurückhaltend ausgedrückt. Denn immerhin redet Müller über Belastungen im Zuge der US-Krise, er redet über Not leidende Immobilien-Kredite in Milliardenhöhe oder über das milliardenschwere Hilfspaket für die schwer angeschlagene Mittelstandsbank IKB. Dennoch betonte Müller auf einer Pressekonferenz nach der Vorstandssitzung des Verbandes, dass sich besonders die privaten Banken in einer vergleichsweise guten Verfassung befänden. "Von dem erheblichen Schadensfall IKB einmal abgesehen, haben sich die privaten Banken auch im internationalen Vergleich als robust und widerstandsfähig erwiesen", sagte Müller. Die Rettung der IKB sei richtig gewesen, weil anderenfalls dem Finanzplatz Deutschland schwerer Schaden zugefügt worden wäre.

"Ein gutes Jahr"

Die Situation in den USA sei mit der in Deutschland nicht vergleichbar, sagte Müller. Eine Sicherungsaktion von Staat, Notenbank und anderen Investoren wie in den Vereinigten Staaten sei hierzulande nicht nötig. Die privaten Banken in Deutschland riefen nicht nach dem Eingreifen des Staates.

"Würde man die Subprime-Krise aus dem Geschäftsjahr herausrechnen, so wäre 2007 für die weit überwiegende Zahl der privaten Banken in Deutschland ein gutes Jahr gewesen", sagte Müller. Es bestehe kein Grund zur Panik, die Stabilität des privaten Bankensektors stehe nicht in Frage. Müller beklagte, dass sich die privaten Banken derzeit "in Sippenhaft" befänden. Allerdings bemängelte er, dass einige Institute erst sehr spät überhaupt mitgeteilt hätten, dass sie ebenfalls Subprime-Kredite in ihren Beständen gefunden hätten. Dieses Vorgehen sei "ärgerlich". Im dezenten Sprachgebrauch der Bankenwelt kann man dies wohl als deutliche Kritik verstehen - allerdings muss man sich den Adressaten selbst aussuchen. Müller zeigte sich zuversichtlich, dass die Auswirkungen der Krise auf Europa und Deutschland begrenzt blieben, auch wenn sie die Märkte noch "geraume Zeit" weiter beschäftigen werde.

"Ungelegte Eier"

Als ein Thema für die wohl etwas weitere Zukunft sieht Müller Diskussionen über eine Fusion mehrerer Privatbanken, über die stern.de in der vergangen Woche berichtet hatte. Es sei bis jetzt noch nicht klar, wann die Postbank - die wegen ihrer vielen Kunden bei einem Fusionsszenario immer genannt wird - überhaupt verkauft werde, sagte Müller am Rande der Pressekonferenz. "Wir reden die ganze Zeit über ungelegte Eier." Die Deutsche Post will sich von ihrem Anteil an der Postbank trennen und hat bereits Investmentbanken mit den Verkaufsvorbereitungen beauftragt.

Allerdings machte Müller klar, dass er Fusionen privater Banken für sinnvoll halten würde: "Die deutschen privaten Banken sind im internationalen Maßstab schlicht zu klein." Wenn man alle großen deutschen Banken fusionieren würde, würde man gerade einmal im europäischen Mittelfeld landen, so Müller weiter. Nach Informationen von stern.de wird in der Finanzwirtschaft über ein Zusammengehen von Deutscher Bank, Commerzbank, Postbank und Dresdner Bank zu einer "Super-Bank" diskutiert.