Die Botschaft wird schnell klar: Alle sind schön. Egal, wie dick, dünn, schlaksig, athletisch oder kurvig. Das will das britische Dessouslabel Neon Moon vermitteln. Die Unterwäsche dort hat als Größenangabe nicht wie üblich Zahlen oder Buchstabenkombinationen, die die Trägerin stets daran erinnern, dass ihr Busen "extra-extra-groß" oder ihr Po "extra-klein" ist. Stattdessen sind die Kundinnen von Neon Moon ausschließlich entweder "entzückend", "hinreißend" oder "schön": Ihre Kleidergrößen gibt die Firma an mit "lovely", "gorgeous" und "beautiful".
Der "Size Guide" auf der Website übersetzt diese Größen in Zahlen. So viel sei verraten: "Lovely" ist die kleinste Größe, "beautiful" die größte. Gründerin Hayat Rachi ist selbst sehr schlank - man könnte sagen lovely - und ist strikt gegen Bodyshaming, also gegen jeglichen Kommentar zu einem Körper, der einer Person weismachen soll, sie sei aufgrund ihrer Figur mehr oder weniger wert.
Kein Photoshop, keine Sexualisierung
Ihr Konzept geht noch weiter: "Ich habe jedes einzelne Wäschestück so designt, dass der Körper BH und Slip formt - und nicht umgekehrt", schreibt Rachi auf ihrer Website. "Feministische Unterwäsche" nennt sie das - auch die Fotos sind einzig zum Präsentieren der Ware gedacht. Keines der Models wirft sich in aufreizende Posen, um auch für männliche Augen etwas zu bieten. Es geht einfach nur um Unterwäsche.
Auf den Werbebildern sind bewusst keine stereotyp-schönen Frauen zu sehen. Stattdessen wird die Unterwäsche auf den Fotos unter anderem auch von molligen, glatzköpfigen oder transsexuellen Models getragen. Die Unternehmer achten beinahe übertrieben penibel darauf, dass sie kein gängiges Schönheitsideal abbilden: Tattoos, Glatze, Hüftspeck, Achselhaare, ein Y-Chromosom - mindestens eines davon scheint für die Models Pflicht zu sein. "Bei Neon Moon gibt es weder Bodyshaming noch Unsicherheit", schreibt Gründerin Rachi. Auch sie selbst hat sich für die Website in ihrer Unterwäsche fotografieren lassen. "Neon Moon ist frei von Photoshop und Sexualisierung", heißt es unter anderem in ihren Richtlinien.
Das Projekt wurde seit seiner Gründung im Januar 2014 durch die britische Investmentgesellschaft "Prince's Trust" für junge Unternehmer unterstützt und im März 2015 schließlich über das Crowdfunding-Portal Kickstarter finanziert.