Der deutsche Generikamarkt ist hochlukrativ: Mit einem Umsatz von rund fünf Milliarden Euro ist er der zweitgrößte Markt für Nachahmermedikamente. Das erklärt auch das Interesse an Betapharm. Nach Brancheninformationen sind die Verkaufsverhandlungen um Deutschlands viertgrößten Generika-Hersteller in der Endphase. "In den kommenden 14 Tagen könnten die Gespräche zu einem Abschluss kommen", hieß es am Mittwoch aus den Branchenkreisen.
Eigentümer "prüft alle Varianten"
Der britische Finanzinvestor 3i reagiert zumindest nicht ablehnend am regen Interesse für seine deutsche Pharmagesellschaft: "Es gibt mehrere Gebote für Betapharm und diese werden gegenwärtig geprüft", sagte ein 3i-Sprecher am Mittwoch. Wann mit einer Entscheidung zu rechnen sei, könne nicht gesagt werden. Es sei noch zu früh, um einzelne Angebote zu kommentieren oder zu weiteren Schritten Stellung zu nehmen.
3i hatte Ende November bestätigt, mehrere Offerten für Betapharm erhalten zu haben. Die Beteiligungsgesellschaft hatte den 1993 gegründeten Augsburger Hersteller von Nachahmermedikamenten für rund 300 Millionen Euro übernommen. Aktuell prüfen die Investmentbanken Bear Stearns und Sal. Oppenheim die eingegangenen Offerten.
Offerten von Dr. Reddy's und Ranbaxy
Die indische Wirtschaftszeitung "Business Standard" hatte berichtet, der größte indische Pharmakonzern Ranbaxy habe 500 Millionen Euro für Betapharm geboten. Die Offerte liege damit um 50 Millionen Euro über dem Angebot des indischen Konkurrenten Dr. Reddy's, so die Zeitung unter Berufung auf Investmentbankenkreise. Auch der israelische Generikaspezialist Teva und der französische Sanofi-Aventis-Konzern sind noch im Rennen. Ein Ranbaxy-Sprecher hatte eine Stellungnahme abgelehnt.
Branchenkreisen zufolge sieht sich der israelische Konkurrent Teva weiter nach einem Übernahmekandidaten in Deutschland um. Bei dem milliardenschweren Verkauf von Hexal war Teva nicht zum Zuge gekommen. Stattdessen erwarb der Schweizer Pharmakonzern Novartis das Holzkirchener Pharmaunternehmen und dessen US-Tochter Eon Labs für 5,65 Milliarden Euro.
Hexal wurde schon verkauft
Hexal war bis zur Übernahme im Februar 2005 ein Familienunternehmen, das die Brüder Andreas und Thomas Strüngmann gegründet hatten. Auch Betapharm war einst im Besitz der Familie Strüngmann, wurde aber im März 2004 für 300 Millionen Euro an 3i verkauft.
Die 1993 gegründete Betapharm hatte nach zuletzt bekannten Zahlen 2004 einen Jahresumsatz von 161 Millionen Euro. Das Unternehmen bietet mehr als 130 Wirkstoffe in mehr als 800 verschiedenen Handelsformen an.
DPA