Raumobil.de Die Leerstandsjäger

Von Heike Sonnberger
Im Keller, in der Garage, selbst im Auto - ungenutzten Platz gibt es fast überall. Zwei Unternehmer wollen ihn besser verteilen und vermitteln auf ihrer Internetseite Raumobil.de Räume - feste und bewegliche.

Volker Neumann aus Karlsruhe hat zuviel Platz. Deshalb können bei ihm Sachen abgestellt werden. Allerdings nur bis Mitte Dezember und zu schwer sollten sie auch nicht sein, weil die Lagerfläche ein Boot ist, "das sonst sinken würde".

Thomas Lauerbach kommt ebenfalls aus Karlsruhe und braucht Platz: Für ein Lkw-Wohnmobil, das für Neumanns Boot aber wohl doch zu schwer wäre. Doch vielleicht findet der ja eine Garage bei den anderen Nutzern, die auf dem neuen Dienst Raumobil.de Raum suchen oder bieten - sei es für Partys, Motorräder, Krimskrams oder Übernachtungsgäste. Oder auch rollenden Raum, als Mitfahrgelegenheit oder Kurierdienste. Und natürlich nicht nur in Karlsruhe, sondern deutschlandweit.

Die Idee der Erschaffer von Raumobil ist es, die Kapazitäten unserer mobilen Gesellschaft besser auszuschöpfen. Raum für Menschen und Dinge soll im Netz verteilt und vermittelt werden. Oliver Wolf und Michael Böttger waren Produktentwickler beim Internetdienstleister Web.de, bevor sie sich mit ihrer Firma selbstständig machten. Seit Anfang September ist ihr Internetportal online. 500 Nutzer haben sich dort bisher registriert.

Grüne, gelbe, graue Männchen

Mitfahrgelegenheit.de kümmert sich bereits um Menschen, die billigen Platz in Autos suchen oder bieten. WG-gesucht.de vermittelt deutschlandweit erfolgreich Wohnraum und dank Hospitality Club finden Besucher aus aller Welt in deutschen Privathäusern günstige Übernachtungsmöglichkeiten.

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Neu ist, dass Raumobil all diese Ansätze vereint. Der Nutzer kann unterscheiden, ob er auf einer Fahrt nach München Personen oder nur Dinge mitnehmen möchte. Er kann seinen Partykeller oder nur seine Besenkammer zur Verfügung stellen. Und vor allem werden private Anbieter mit gewerblichen gemischt - letztere sind kleine grüne Männchen, private gelb.

Und dann gibt es da noch die grauen Nutzer, die sich ohne Namen und Adresse im Schnellverfahren registrieren. Damit soll Probenutzern die aufwändige Anmeldung erspart werden. "Sicherheit generiert sich aus dem individuellen Intellekt", sagt Wolf und wiegelt Angst vor möglichem Missbrauch ab. Man wisse ja schließlich, worauf man sich bei den grauen Männchen einlasse. Und außerdem müsse das Produkt erst einmal im Markt verankert werden.

Ob diese Worte helfen, wenn die kostbare Briefmarkensammlung mit dem Boot von Herrn Neumann untergegangen ist, oder das untergestellte Wohnmobil in Portugal in einen Autounfall verwickelt wird? Wolf und Böttger arbeiten zur Zeit an einem Bewertungssystem der Anbieter à la Ebay und an einem Online-Versicherungsservice.

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Nicht lange kostenlos

Die beiden beschäftigen mittlerweile ein paar Studenten, Programmierer und eine Geo-Informatikerin. Denn auf Raumobil.de sollen in Zukunft interaktive Karten und Informationen vom Handy abrufbar sein. Dann kann der Autofahrer in München auf seinem Handybildschirm sehen, welche Mitfahrer oder Pakete er auf dem Weg nach Hamburg einsammeln kann und wo er zwischendurch in Hannover übernachten könnte.

Schließlich sollen private und gewerbliche Daten gesammelt und verlinkt werden. Dann können Raumobil-Nutzer in Hannover auf einen Blick sehen, ob sie mit der Deutschen Bahn, dem Flugzeug oder mit der Mitfahrgelegenheit am günstigsten oder schnellsten nach Berlin kommen. "Personal Assistant Tool" nennt Wolf diesen individuellen Service.

Bis jetzt ist alles noch kostenlos, doch das wird sich ändern. Durch Werbung, Monatsbeiträge oder kostenpflichtige Angebote wollen die Gründer nach und nach den Geldhahn öffnen. Denn die 10.000 Euro Preisgeld, die sie bei zwei Wettbewerben des Bundeswirtschaftministerium und der Deutschen Post gewonnen haben, reichen nicht für große Pläne. Immerhin hat sich der High-Tech Gründerfonds bereits mit 500.000 Euro Startkapital an dem Projekt beteiligt.

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