Die von den Sozialdemokraten namentlich genannten "Heuschreckenfirmen" reagieren mit kühlem Schweigen auf die Vorwürfe, sie seien skrupellose Arbeitsplatzvernichter. Bis auf eine.
Die von der SPD als ruchlose Investoren gebrandmarkten Unternehmen reagieren mit Zurückhaltung auf die Kritik. Nur eine Firma bricht das Schweigen. "Wir wissen nicht, was Herr Müntefering von uns will", sagte ein gereizter Roland Flach, Vorstandsvorsitzender der Beteiligungsgesellschaft WCM stern.de. Im Zuge seiner Kapitalismuskritik hatte SPD-Chef Franz Müntefering schwere Vorwürfe gegen Private-Equity-Firmen erhoben. „Manche dieser Investoren verschwenden keinen Gedanken an die Menschen, deren Arbeitsplätze sie vernichten. Sie bleiben anonym, haben kein Gesicht, fallen wie Heuschreckenschwärme über Unternehmen her, grasen sie ab und ziehen weiter. Gegen diese Form von Kapitalismus kämpfen wir," hatte Müntefering Mitte April 2005 gewettert. Private-Equity-Firmen sind Finanzinvestoren, die sich mit privat geliehenen Kapital bei Unternehmen einkaufen. Später verkaufen sie die Firmen – oder deren Teile – mit hohen Gewinnen weiter. Am Donnerstag wurde ein internes Papier bekannt, das die Planungsgruppe der SPD-Bundestagsfraktion für Müntefering erstellt hatte. Darin wurden erstmals jene Firmen konkret benannt, auf die die harsche Kritik nach SPD-Auffassung zutrifft.
Auch am Beispiel der Übernahme der Klöckner Werke durch WCM versuchte die SPD die Ruchlosigkeit der Investoren zu belegen. Flach, der gleichzeitig Vorsitzender des Aufsichtsrates bei Klöckner ist, reagierte empört. "Ich kenne keinen Verantwortlichen und keinen Betriebsrat aus dem Klöckner Konzern, der mit dem Gesellschafter WCM unzufrieden ist“. Sicher habe WCM auch Arbeitsplätze im Ausland geschaffen, jedoch bisher nicht zu Lasten deutscher Arbeitsplätze. „Einen Imageschaden durch diese unqualifizierten Äußerungen von Herrn Müntefering für unser Unternehmen sehen wir nicht“, sagte Flach stern.de. Die Debatte schade vielmehr Deutschland als Investitionsstandort. Das interne SPD-Papier wirft auch den Private-Equity-Firmen Apax, Blackstone, BC-Partners, Carlyle, Advent, Permira und CVC vor, deutsche Arbeitsplätze zu vernichten. Doch weder Blackstone noch die Carlyle Group wollten sich am Freitag zu der Heuschrecken-Liste des SPD-Chefs äußern. Eine Sprecherin der Carlyle Group sagte "stern.de", die Firma äußere sich grundsätzlich nicht zu politischen Vorgängen.
Die Namen der Aufkäufer
Fonds | Deutschland-Chef | Fonds-Volumen | Beteiligungen |
Apax | Michael Philips | 5 Milliarden Euro | Kabel Deutschland |
BC Partners | Jens Riedel | 4,3 Milliarden Euro | Telecolumbus |
Blackstone Group | Hans Ostermeier | 6,5 Milliarden Euro | Celanese, Sulo |
CVC Capital | Steven Koltes | 4 Milliarden Euro | Vitera Energy Partners |
KKR | Johannes Huth | 5,1 Milliarden Euro | Duales System; MTU, Dynamit Nobel |
Permira | Thomas Krenz | 5,1 Milliarden Euro | Debitel, cognis, Rodenstock |