Volkswagen ist größter Einzelaktionär bei beiden Unternehmen. MAN-Chef Hakan Samuelsson hatte sich zuletzt Schützenhilfe aus Wolfsburg erhofft. Er hat nun kaum noch Chancen, den Übernahmeplan bis zum Ende der Angebotsfrist am 31. Januar nach seinen Vorstellungen umzusetzen. Scania erklärte die MAN-Offerte noch am Abend für "gescheitert". Mit der Ablehnung des feindlichen Übernahmeangebots von MAN hat sich VW nun endgültig zum Spielmacher aufgeschwungen. Ein feindliches Gegenangebot gegen MAN wurde zwar ausgeschlossen - man strebe eine "freundliche Zusammenführung" von Scania und MAN an, hieß es. Die Regeln dafür aber werden künftig in Wolfsburg und nicht mehr in München formuliert.
Weitere Zugeständnisse
VW hatte die Zustimmung des Scania-Großaktionärs Investor zuvor zur Bedingung für MANs Übernahmepläne erklärt. Samuelsson wird sein Angebot von 10,3 Mrd. Euro für Scania nun noch einmal aufbessern müssen, um Investors Widerstand zu brechen. Hinter der Holding steht die schwedische Wallenberg-Dynastie.
Auch dürfte der MAN-Chef zu weiteren Zugeständnissen gezwungen sein: Bereits kommende Woche sollen Verhandlungen auf höchster Ebene stattfinden. Offene Fragen seien dabei unter anderem, ob der fusionierte Konzern auch an der Schwedischen Börse gelistet werde und ob er MAN oder MAN Scania heißen solle. Zuletzt hatte MAN klargemacht, dass weder eine Fristverlängerung noch eine Erhöhung des Angebots geplant seien. Noch vor wenigen Wochen hatte sich Samuelsson kompromisslos gezeigt. "Wenn es nicht klappt, machen wir etwas anderes", sagte er auf die Frage nach einem möglichen Scheitern der Verhandlungen. Aus Verhandlungskreisen verlautete Donnerstagabend, dass eine Aufstockung der Offerte nun wahrscheinlicher geworden sei.
MAN-Offerte läuft bis Ende Januar
Ein MAN-Sprecher erklärte, man halte das Angebot aufrecht. "Die Offerte läuft bis zum 31. Januar." Bei MAN setzt man darauf, dass auch VW am Zustandekommen der Lkw-Hochzeit gelegen ist. Sollte die Fusion platzen, wäre dies für die Wolfsburger ein Rückschlag. Der Konzern will sein brasilianisches Nutzfahrzeuggeschäft in die Allianz einbringen. Zudem müsste sich VW bei einem Scheitern der Gespräche Sorgen um den Wert seiner Anteile an Scania und MAN machen. Nach der Nachricht aus Wolfsburg gaben Scania-Aktien um 2,65 Prozent nach.