Trend zu Fake-Schoko Ist in Ihrem Schoko-Snack noch echte Schokolade?

Echte Schokolade muss zu einem wesentlichen Teil aus Kakaobutter bestehen
Echte Schokolade muss zu einem wesentlichen Teil aus Kakaobutter bestehen
© Marilena Ghezzo / 500px / Getty Images
Hohe Kakaopreise machen die Schokolade teurer. Das bringt manche Hersteller auf Ideen: Sie lassen den Kakao einfach weg – mal transparent, mal ohne den Kunden Bescheid zu sagen.

Wer in der Weihnachtszeit Schokolade naschen will, muss dieses Jahr tiefer ins Portemonnaie greifen. Das sieht man zum Beispiel an den beliebten Schoko-Weihnachtsmännern. Die Verbraucherzentrale Hamburg fand in Supermärkten und Discountern Exemplare, die 56 Prozent mehr kosteten als 2024. Dabei hatte es schon im Vorjahr satte Preiserhöhungen gegeben

Die Schoko-Inflation gibt es nicht nur bei den Weihnachtsmännern. Laut aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts müssen Verbraucher für Schokolade insgesamt derzeit rund 22 Prozent mehr ausgeben als vor einem Jahr. Bei Schokoladentafeln sind es sogar 31 Prozent mehr.

Ein wesentlicher Grund dafür sind die gestiegenen Rohstoffpreise. Die Einfuhrpreise für Kakaobohnen und Kakaoerzeugnisse wie Kakaomasse und Kakaobutter haben sich 2024 mehr als verdoppelt und liegen trotz zwischenzeitlicher Entspannung der Lage immer noch auf historisch hohem Niveau. Das veranlasst viele Schoko-Anbieter zu Preiserhöhungen.

Schokolade wird zur Fake-Schoko

Andere Süßwarenhersteller werden kreativ: Sie reduzieren einfach den teuren Kakaoanteil oder lassen ihn gleich ganz weg. Die Verbraucherzentralen haben im Handel zuletzt vermehrt Produkte entdeckt, in denen Kakaobutter durch billigere Fette ersetzt wurde. Das Problem dabei: Ohne einen gewissen Anteil an Kakaobutter darf sich ein Produkt nicht mehr Schokolade nennen. So muss Milchschokolade mindestens 25 Prozent Gesamtkakaotrockenmasse enthalten. In weißer Schokolade muss mindestens 20 Prozent Kakaobutter enthalten sein.

Als Mogelpackung bewerten Verbraucherschützer daher Produkte, in denen die Aufmachung den Verbrauchern weiter echte Schokolade vorgaukelt, obwohl der Blick in die Inhaltsstoffe zeigt, dass dem nicht so ist. 

So ersetzte etwa ein Hersteller von Rosinen mit Schokoüberzug die Kakaobutter durch andere Fette und verkaufte das Produkt fortan als "Rosinen mit Milchschokoladengeschmack". Bei einem als "Granola Choc Sea Salt" verkauften Müsli ersetzte der Hersteller die zuvor verwendete Schokolade durch "Kakaotropfen mit Dattelpulver". In beiden Fällen ist weiterhin Kakao enthalten, aber nicht genug, um es Schokolade zu nennen.

Auch manche vermeintlichen Schokoriegel sind in Wahrheit keine mehr. So sei etwa der Kitkat Chunky White nur noch mit einer Fettglasur überzogen, aber nicht mit weißer Schokolade, berichtet die Verbraucherzentrale. In "Schokoladendessert" oder "Schokoladenpudding" aus der Kühltheke sollten Verbraucher ohnehin keine echte Schokolade erwarten, sondern nur Schokoladengeschmack. Hier muss laut gesetzlichen Vorgaben nur ein Prozent Kakaopulver enthalten sein.

morgenstern

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Den Trend zu Fake-Schokolade gibt es nicht nur hierzulande. Auch im Schokoriegel-Land USA wunderte sich kürzlich die "New York Times", wie viele Schokoriegel-Hersteller still und heimlich den Kakaoanteil reduziert haben. "Milk chocolate" darf dann zwar nicht mehr auf den Riegeln stehen, aber "chocolate candy", also Schokoladen-Süßigkeit, ist erlaubt. Wer bemerkt da im Laden schon den Unterschied?

Schokoladen-Alternativen boomen

Schokolade ohne echte Schokolade dürften Verbraucher künftig noch häufiger im Regal finden. Denn aufgrund des Klimawandels erwarten Experten, dass hohe Kakaopreise zum neuen Normal werden. Das führt auch dazu, dass derzeit ein riesiger Markt für Schokoladen-Alternativen entsteht, die ganz bewusst auf kakaofreie Zutaten setzen.

Ganz vorne dabei ist die Marke ChoViva der 2021 gegründeten Firma Planet A Foods aus Bayern. Statt Kakao vom anderen Ende der Welt verarbeitet der Hersteller Sonnenblumenkerne aus Europa. Das Ergebnis soll nicht nur schokoladig gut schmecken, sondern auch das Klima schonen, weil die Transportwege kürzer sind und für den Anbau keine Tropenwälder gerodet werden.

ChoViva gibt es in deutschen Supermärkten und weiteren europäischen Ländern. Sogar eine japanische Einzelhandelskette hat die Schokoladen-Alternative aus Bayern kürzlich ins Sortiment aufgenommen. Im Gegensatz zu manchen alteingesessenen Süßwarenkonzernen kommuniziert die junge Firma dabei ganz offen, dass es sich bei ihren Produkten nicht um echte Schokolade handelt. Getreu dem Werbeslogan: "No chocolate. No kidding."