Der Siemens-Konzern hat offenbar mehrere Jahre lang Mitarbeiter bezahlt, obwohl diese ausschließlich für die Arbeitnehmerorganisation AUB tätig waren. Das ergab die Zeugenaussage einer Sekretärin am Montag im Prozess gegen den ehemaligen AUB-Bundesvorsitzenden Wilhelm Schelsky und den ehemaligen Siemens-Zentralvorstand Johannes Feldmayer vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth.
Die Zeugin war bis 1990 Sekretärin im Erlanger Betriebsratsbüro von Siemens und damit die Sekretärin von Schelsky. Als dieser sich selbstständig machte, ging sie mit. Sie arbeitete bis zum Jahr 2000 in der AUB-Bundesgeschäftsstelle in Nürnberg. Danach wechselte sie als Lohnbuchhalterin in Schelskys Unternehmensberatungsfirma. Bis zum April 2001 sei ihr Gehalt dennoch ausschließlich von Siemens bezahlt worden, sagte sie aus. Sie habe auch mehrfach Sonderzahlungen von Siemens von bis zu 7000 Euro erhalten.
Hinter den Kulissen habe sie alle paar Jahre in eine andere Siemens-Sparte gewechselt. "Das ging alles problemlos", sagte sie. "Da gab es keine großartigen Verhandlungen." Sie habe sich nichts dabei gedacht - "Hauptsache, das Geld kam." Ab April 2001 wurde sie dann von Schelsky selbst bezahlt. Sie schied offiziell bei Siemens aus, erhielt aber eine fünfjährige Wiedereinstellungszusage aus der Personalabteilung. Unterschrieben hatte sie der derzeitige Deutschland-Personalchef von Siemens, Walter Huber, wie aus der Verlesung des Dokuments im Gericht hervorging.
Die Staatsanwaltschaft wirft Schelsky und dem mitangeklagten früheren Siemens-Zentralvorstand Feldmayer vor, mehr als 30 Millionen Euro verdeckt an die AUB geleitet zu haben. Feldmayer muss sich wegen Steuerhinterziehung und Untreue verantworten, Schelsky wegen Steuerhinterziehung, Beihilfe zur Untreue und Betrug.