Ein Kaffee und die Folgen: Nur weil sich 1992 die damals 79-jährige Stella Liebig bei McDonald's einen Becher Kaffee kaufte und ihn nicht sofort austrank, erfreuen uns alljährlich die nach ihr benannten Stella-Awards. Kaffeeliebhaberin Stella setzte sich nämlich mit dem Kaffee in das Auto ihres Enkels und fuhr los. Beim Fummeln am Deckel des Kaffeebechers - sie wollte noch Zucker und Sahne hinzufügen - schwappte das Heißgetränk über, und Stella Liebig verbrühte sich schmerzhaft an sonst nicht so leicht zugänglichen Stellen. Grund genug für die Dame, mittels ihrer Anwälte McDonald's zu verklagen - immerhin hätte ihrer Meinung nach der Fastfood-Konzern auf die Temperatur des Kaffees hinweisen und vor dieser unsachgemäßen Transportvariante warnen müssen. Ein Gericht sah das ähnlich und sprach ihr daraufhin 2,9 Millionen Dollar Schmerzensgeld zu. Mit den Stella-Awards werden seitdem besonders absurde und sinnlose Gerichtsprozesse ausgezeichnet.
Leider schwirren auch viele Plagiate durch das endlose World Wide Web. Aber nur auf der offiziellen Homepage der 'True Stella Awards' stehend jene Fälle, die Anspruch auf Echtheit erheben dürfen. Dort finden Sie neben den Originalfällen noch ein Archiv mit den 'Preisträgern' der letzen Jahre, ein Diskussionsforum sowie eine Mailingliste. Und damit Sie nicht auf die immer gleichen Plagiatsfälle hereinfallen, können Sie diese hier nachlesen.
Der Gewinner 2004: Mary Ubaudi aus Madison County, Illinois
Ubaudi war Beifahrerin eines Wagens, der bei einer Spritztour als Totalschaden endete. Die Schuld dafür schob sie auf die profitabelst mögliche Geldquelle, die verfügbar war: Mazda Motors, Erbauer des Unglücksautos. Ubaudi verlangte "mehr als 150.000 US-Dollar" vom Autobauer, mit der Begründung Mazda "hätte es unterlassen, eine Anleitung für den gefahrlosen und korrekten Gebrauch der Sicherheitsgurte bereitzustellen". Man hofft natürlich, dass die Mazda-Anwälte sie vor Gericht schwören lassen werden, dass sie noch nie zuvor Sicherheitsgurte angelegt hat. Noch, dass sie jemals mit einem Flugzeug geflogen ist und dass sie zu dumm ist, um herauszufinden, wie man einen Sicherheitsgurt anlegt. Das Urteil steht noch aus.
Platz zwei: Homecomings Financial
Homecomings Financial ist eine Tochtergesellschaft der GMAC Finanzdienstleistungen, die wiederum eine Abteilung von General Motors ist. Diese Kundenkreditbank akzeptierte eine Anschriftänderung durch "Identitätsdiebe" zu einem Kundenkonto, das Robert und Suzanne Korinke gehörte. Diese Identitätsdiebe ließen eine Schuld von 142.000 US-Dollar auflaufen, und die Korinkes benachrichtigten Homecomings über den Betrug, sobald sie ihn bemerkten.
Zwei Jahre später verklagte Homecomings die Korinkes mit der Begründung, die "Nachlässigkeit" des Paares sei "Schuld an dem Homecomings entstandenen Schaden" - und nicht etwa die Tatsache, dass die Firma schlicht Betrügern aufgesessen war und ihnen so viel Geld nachwarf, wie die Gauner nur abstauben konnten. Dennoch gelang es den Opfern das Unternehmen dazu zu bewegen, die Klage in Höhe von 74.000 Dollar plus Anwaltskosten fallen zu lassen. Allerdings erst, nachdem sie selber 5000 Dollar in Anwaltsgebühren gesteckt hatten - ein Ausgang, den der Anwalt des Paares als "wirklich glücklich" umschrieb.
Platz drei: Tanisha Torres aus Wyndanch, New York
Frau Torres verklagte die Firma Radio Shack, weil diese Torres' Heimatstadt Wyndanch auf der Telefonrechnung fälschlicherweise als "Crimedanch" angegeben hatte. Sie bat nicht einmal um eine Korrektur, sie klagte einfach. "Ich bin nicht kriminell", jammerte sie. "Mein Sohn spielt im American Football-Team seiner High School." Klar, das macht Sinn. Der Name "Crimedanch" ist ein gebräuchlicher Scherz, außerdem bestätigte die Polizei des Bezirks, dass es eine Gegend mit hoher Kriminalitätsrate ist. Dennoch beharrte Torres darauf, dass sie "Empörung" fühlte und "peinlich berührt" war, als sie diesen Schreibfehler auf ihrer Telefonrechnung sehen musste. Die Klageschrift fordert nicht näher bezifferten Schadensersatz. Das Urteil steht noch aus.
Platz 4: Edith Morgan aus Kansas City, Missouri
Edith Morgan war die Mutter des Football-Stars Derrick Thomas von den Kansas City Chiefs. Derrick Thomas starb, nachdem er bei einem Unfall aus seinem Geländewagen geschleudert worden war - weil er während eines Schneesturms zu sehr aufs Gaspedal gedrückt hatte. Seine Mutter war allerdings der Ansicht, dass sich Thomas nicht den Nacken gebrochen hatte, weil er unangeschnallt den Highway hinuntergekugelt war, sondern weil das Dach seines Geländewagens einige Zentimeter nachgegeben hatte. Also verklagte sie General Motors.
Morgans Anwalt forderte die Geschworenen auf, ihr über 100 Millionen Dollar - oder mehr - Schadensersatz zuzusprechen, er "wolle da keine Obergrenze ziehen". General Motors verteidigte sich, dass Thomas' Geländewagen zwar wegen seiner Übergröße von existierenden Bundesnormen zu Dachstabilität ausgenommen war, er sie aber dennoch erfüllen würde. Die Geschworenen einigten sich: Von den geforderten 100 Millionen Dollar bekam Edith Morgan... nichts.
Platz 5: Der Einzelhändler Sharper Image
Der "High Tech"-Einzelhändler Sharper Image verkauft eine Menge Luftfilter der Marke "Ionic Breeze" (Ionische Brise). Als Teil eines groß angelegten Vergleichs mehrer Luftfilter stellte das Kosumentenmagazin "Consumer Reports" fest, dass der "Ionic" am schlechtesten von allen abschnitt. Sharper Image reklamierte, sie wären keinem "fairen" Test unterzogen worden. Auf die Nachfrage des Konsumentenmagazins, welcher Testablauf denn gewünscht sei, antwortete Sharper Image nie - bis er Consumer Reports verklagte.
Nicht nur sei die Klage unerheblich - befand darauf ein Bundesrichter - sondern auch, dass sie sogar ein illegaler Versuch wäre, die öffentliche Debatte zu unterdrücken. Sharper Image wurde dazu verdonnert, an Consumer Reports 400.000 Dollar zu zahlen, um deren Rechtsanwaltskosten abzudecken.
Platz 6: Die Tribune Co. aus Chicago, Illinois
Das Verlagshaus The Tribune Co. besitzt neben mehreren Zeitungen auch das Baseball-Team der Chicago Cubs. Einer der Zeitungsausträger heißt Mark Guthrie (43) und wohnt in Connecticut. Einer der Baseballspieler heißt Mark Guthrie (38) und wohnt in Illinois. Die Lohnbuchhaltung des Unternehmens verwechselte die beiden und schrieb das Salär des Baseballspielers dem Gehaltskonto des Zeitungsausträgers gut.
Dieser erlaubte seinem Verlagshaus immerhin 90 Prozent der falsch verbuchten Lohnsumme rückzubuchen, verlangte für den Rest aber eine Garantie. Der Connecticut-Guthrie wollte den Restbetrag erst nach einer kompletten Gehaltsabrechnung freigeben um sicherzustellen, dass er einerseits sein volles, eigenes Gehalt bekommt und andererseits keine Steuerprobleme für die Extrazahlung von 300.000 Dollar (!) hat. Die Tribune zog es vor Guthrie wegen der ausstehenden Summe zu verklagen, statt dieser vernünftigen Absicherung nachzukommen. Das Urteil steht noch aus.