Online-Abstimmung Streichfett Rama ist die "Mogelpackung des Jahres"

Rama ist die "Mogelpackung des Jahres 2022"
Rama ist die "Mogelpackung des Jahres 2022"
© Verbraucherzentrale Hamburg
Das Streichfett "Rama" ist zur "Mogelpackung des Jahres" gewählt worden. Das Produkt erhielt bei einer Abstimmung der Verbraucherzentrale Hamburg die meisten Stimmen und setzte sich gegen weitere bekannte Markenprodukte durch.

Das Streichfett der Marke "Rama" ist die "Mogelpackung des Jahres 2022". Das Margarine-ähnliche Produkt von Hersteller Upfield erhielt bei einer Online-Abstimmung der Verbraucherzentrale Hamburg die meisten Stimmen. Die Verbraucherschützer hatten fünf Produkte zur Wahl gestellt, die mit versteckten Preiserhöhungen für Ärger gesorgt hatten.

Mehr als 34.000 Menschen beteiligten sich laut Verbraucherzentrale an der Wahl zur "Mogelpackung des Jahres 2022". Dies seien mehr als doppelt so viele gewesen wie im Vorjahr. Kandidat Rama erhielt dabei fast 42 Prozent der Stimmen. Auf dem zweiten Platz landete der Leerdammer-Käse von Lactalis mit rund 29 Prozent der abgegebenen Stimmen. Das Anti-Kalk-Mittel Calgon von Hersteller Reckit Benckiser erhielt rund 11 Prozent, die Haribo-Goldbären 10 Prozent und die Pringle-Chips von Kellogg rund 8 Prozent der Stimmen (mehr zu den Kandidaten erfahren Sie in der Fotostrecke). 

Rama verweist auf Kostensteigerungen

Mogelpackung-Sieger Rama hat den Inhalt seiner bekannten Dosen von 500 auf 400 Gramm reduziert, die Packungsgröße aber nicht geändert. Dies bedeute für Kundinnen und Kunden eine versteckte Preiserhöhung um 25 Prozent, schreibt die Verbraucherzentrale. "Upfield hat den Bogen überspannt und Rama hat die Wahl zur 'Mogelpackung des Jahres' mehr als verdient", sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. "Wenn der Inhalt schrumpft, die Packung aber nicht, haben Verbraucherinnen und Verbraucher kaum eine Chance, die Weniger-drin-Trickserei zu bemerken."

Da es sich bei Streichfett zudem um ein oft gekauftes Lebensmittel handele, das quasi immer in 500-Gramm-Bechern angeboten werde, sei das Vorgehen besonders dreist, sagt Verbraucherschützer Valet. Nie zuvor habe die Verbraucherzentrale so viele Beschwerden zu einem Produkt erhalten. Als vollwertige "Margarine" darf sich Rama übrigens nicht bezeichnen, da der Anteil an Rapsöl zu gering ist. Dem Produkt ist Wasser zugesetzt, es gilt demnach als "Dreiviertelmargarine" oder "Streichfett". Auch bei seinen Streichfett-Marken Lätta, Sanella, Becel und Violife hat Upfield im letzten Jahr Füllmengen reduziert, berichtet die Verbraucherzentrale. Hersteller Upfield begründet den Schritt mit "dramatischen Kostensteigerungen in unserer gesamten Lieferkette, einschließlich unserer Rohstoffe". Die Änderungen seien auf den Verpackungen "deutlich erkennbar". 

Verbraucherzentrale reicht Klage ein

Die Verbraucherzentrale sieht hingegen in der nahezu identischen Packung eine Irreführung der Verbraucher sowie Verbraucherinnen und hat sogar Klage eingereicht. Was im rechtlichen Sinne als Mogelpackung anzusehen ist, sei allerdings durch lückenhafte Vorgaben oft schwierig festzustellen. Neben der versteckten Preiserhöhung kritisiert Verbraucherschützer Valet auch den unnötigen Plastikmüll der durch das geringere Befüllen der Packung entsteht. "Für das Abfüllen von 1000 Tonnen Rama benötigt Upfield nun eine halbe Million Plastikbecher mehr", sagt Valet.

Die Verbraucherzentrale Hamburg sammelt kontinuierlich Beschwerden von Verbrauchern über versteckte Preiserhöhungen bei Alltagsprodukten. Einmal im Jahr wählt sie fünf dieser Mogelpackungen aus und lässt über die "Mogelpackung des Jahres" abstimmen. Bei der Abstimmung vor einem Jahr erhielt die Paprika-Sauce "Balkan-Art" von Homann den Negativpreis

Die steigenden Lebensmittelpreise verleiten Hersteller offenbar noch stärker dazu, zu Füllmengen-Tricksereien zu greifen, um Preiserhöhungen zu kaschieren. Im vergangenen Jahr hat es laut Verbraucherzentrale mehr Beschwerden über Mogelpackungen gegeben als je zuvor. Die Verbraucherzentrale spricht in diesem Zusammenhang von "Shrinkflation".