Streik von Mittwoch bis Freitag Piloten legen Lufthansa lahm

Schwere Störungen im Flugverkehr: Die Lufthansa streicht wegen des Streiks der Piloten von Mittwoch bis Freitag 3800 Flüge. Davon sind voraussichtlich mehr als 425.000 Passagiere betroffen.

Die Lufthansa streicht wegen des Streiks der Piloten von Mittwoch bis Freitag 3800 Flüge. Das teilte die Fluggesellschaft am Montag mit. Davon seien voraussichtlich mehr als 425.000 Passagiere betroffen. Die Piloten wollen drei komplette Tage streiken, um ihrer Forderung nach mehr Geld und der Beibehaltung einer betriebsinternen Frührente Nachdruck zu verleihen.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hatte in der vergangenen Woche den Vollstreik angekündigt. Betroffen wären die Gesellschaften Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings. Die Konzerntöchter Swiss und Austrian Airlines haben eigene Tarifverträge und würden von einem Ausstand bei der Lufthansa nur insofern berührt, dass Umsteigeverbindungen auf Lufthansa-Flüge gefährdet sind. Lufthansa fliegt täglich rund 1800 Verbindungen. Für innerdeutsche Flüge wird bei Streiks regelmäßig die Bahn als Alternative genutzt.

99,1 Prozent der Piloten für Arbeitskampf

Knackpunkt und Streikanlass sind die von Lufthansa einseitig gekündigten Übergangsrenten, die den Piloten bislang ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Beruf ermöglicht hatten. In einer Urabstimmung hatten die rund 5400 Piloten zu 99,1 Prozent für einen Arbeitskampf zu diesem Thema gestimmt.

Bei vorangegangenen Streiks hatte die Airline mit ihren Ersatzflugplänen das Ziel verfolgt, den Normalbetrieb möglichst schnell nach Streikende wieder zu erreichen. Dafür ist es wichtig, dass sich Maschinen und Crews zum Streikende an den Plätzen befinden, an denen sie auch planmäßig zu sein hätten. Das kann dazu führen, dass während der Streiktage die Flüge eher großzügiger gestrichen werden und einzelne Crews für mehrere Tage im Ausland bleiben müssen.

Passagiere werden per SMS informiert

Betroffene Passagiere, die ihre Kontaktdaten bei der Lufthansa hinterlassen haben, werden direkt per SMS oder E-Mail informiert. Informationen gibt es im Internet unter lh.com und germanwings.com. Lufthansa bucht den Angaben zufolge betroffene Kunden auf andere Fluggesellschaften um; bei innerdeutschen Flügen können Passagiere ihr Ticket gegen eine Fahrkarte der Deutschen Bahn umtauschen. Die Lufthansa-Töchter Swiss, Austrian, Eurowings, CityLine und Air Dolomiti sowie Brussels Airline sollen auf den Strecken nach Deutschland nach Möglichkeit größere Flugzeuge einsetzen, um so möglichst viele umgebuchte Lufthansa-Passagiere an ihre Ziele zu bringen.

Auf den Flughäfen in Frankfurt am Main und München werden sich zusätzliche Mitarbeiter um die Passagiere kümmern, kündigte die Lufthansa an. Wartende Passagiere würden "so gut wie nur irgendwie möglich" versorgt. Sie haben Anspruch auf Snacks und Getränke.

Personalchefin Bettina Volkens sagte, sie bedaure "zutiefst", dass die Vereinigung Cockpit nicht bereit sei, ohne Arbeitskampf und auf dem Verhandlungswege zu einer Lösung zu kommen. Die Lufthansa habe für eine verbesserte Vergütung und auch für eine künftige Regelung zum vorzeitigen Ausscheiden aus dem Flugdienst "gute Angebote" gemacht.

Ein dreitägiger Streik kostet die Lufthansa nach eigenen Angaben eine Summe im zweistelligen Millionenbereich. Bereits durch die Ankündigung des Ausstands am Freitag sei großer Schaden entstanden, weil Passagiere bereits umbuchten und Kunden auf andere Frachtairlines umdisponiert wurden.

Personalchefin Volkens hatte noch am Wochenende für einen Kompromiss geworben, die Einschnitte für die Piloten aber gleichzeitig verteidigt. Diese seien nötig, "weil uns die Kosten für diese Regelung sonst aus dem Ruder laufen", sagte sie dem "Spiegel". Es sei jüngeren Lufthansa-Copiloten, die erst 2050 aus dem Unternehmen ausscheiden würden, zuzumuten, einen Eigenbeitrag für ihre Altersvorsorge zu zahlen.

Der Flughafenverband ADV appellierte an die Gewerkschaft und die Lufthansa, am Verhandlungstisch nach einer Lösung zu suchen. Der angekündigte Streik "sprengt alle Dimensionen - vom Zeitpunkt zu Beginn der Osterferien in einigen Bundesländern bis zum Umfang von mehreren Tagen", kritisierte ADV-Präsident Ralph Beisel. Es sei "völlig inakzeptabel", wenn Gewerkschaften die Flughäfen als öffentlichkeitswirksame Schaubühne ausnutzten. Die Vereinigung Cockpit schade dem Luftverkehrsstandort Deutschland.

DPA
tis/anb/DPA/AFP