Die Tarifverhandlungen zwischen der Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokführer stehen am Freitagnachmittag offenbar kurz vor der Entscheidung. Die Entscheidung des geschäftsführenden Vorstands über die für Montag angekündigten Streiks könnte noch am Freitag fallen, erklärte GDL-Sprecher Maik Brandenburger. Möglich sei aber auch, dass am Samstag noch weiterverhandelt werden müsse. Sollte sich dann zeigen, dass sich die Verhandlungen auf einem guten Wege seien, werde nicht gestreikt.
Kein fertiger Vertrag zu erwarten
Es geht nach wie vor um die GDL-Forderung nach Entgelterhöhungen und einem "eigenständigen" Tarifvertrag. Umstritten war zum Beispiel, ob Lokrangierführer auch zum personellen Geltungsbereich gehören, oder ob die Altersversorgung für Lokführer gesondert geregelt werden soll. Über den genauen Verhandlungsstand machten beide Seiten keine Angaben. Eine Sprecherin des Verkehrsministeriums in Berlin ließ am Freitag offen, ob es noch ein Gespräch mit Minister Wolfgang Tiefensee gebe, um mögliche Streiks abzuwenden. Das Ministerium warte ab, was sich aus den Verhandlungen ergebe, "und dann werden wir sehen. Vorgreifen möchten wir jetzt noch nicht."
Zitat
"Beide Seiten müssen damit aufhören, sich wie Kinder im Sandkasten zu benehmen, die sich gegenseitig ihre Förmchen an den Kopf werfen."
Der Präsident des Ethikverbands der Deutschen Wirtschaft, Ulf D. Posé, am Freitag zum Tarifkonflikt zwischen Bahn und Lokführergewerkschaft GDL
Tiefensee hatte vor Weihnachten nach der Streikankündigung der GDL persönlich die Parteien zu neuen Gesprächen an den Tisch gebracht, um den Ausstand zu vermeiden. Die Signale standen nach wie vor auf Optimismus. Allerdings wurde in Verhandlungskreisen auch klargestellt, dass es noch keinen fertigen Tarifvertrag geben könne, sondern bestenfalls einzelne Festlegungen. Wegen der neuen Tarifstruktur bei der Bahn, die spezifische Interessen von Berufsgruppen besser berücksichtigen soll, müssen die Einzelheiten später mit der Tarifgemeinschaft aus Transnet und GDBA trilateral festgelegt werden.
Optimistische Signale
Sollte ab Montag doch gestreikt werden, will die GDL Personen- wie Güterverkehr lahm legen. Befristet hatte sie den Ausstand bei ihrer Ankündigung nicht, sondern ein Ende von zufrieden stellendem Entgegenkommen der anderen Seite abhängig gemacht. Die Bahn hatte dagegen ein Schlichtungsverfahren gefordert. So etwas wird zwischen Tarifparteien normalerweise in einem gesonderten Vertrag geregelt. Das entsprechende Abkommen hatte die GDL jedoch gekündigt.