TOURISMUS Thomas Cook: Kein Billigflug-Einstieg

Obwohl sich der Reisemarkt wieder erholen dürfte, bleibt der Irak-Konflikt ein unkalkulierbares Risiko. Da braucht man nicht auch noch den Trouble mit Billigfliegern.

Die Reisebranche wird sich nach Ansicht des zweitgrößten deutschen Touristikkonzerns Thomas Cook nach einem nicht mehr aufholbaren Minus 2002 im nächsten Jahr wieder leicht erholen. »In den wichtigen europäischen Märkten ist ein moderates Anziehen des Geschäfts von drei bis vier Prozent zu erwarten«, sagte Vorstandschef Stefan Pichler bei einem Gespräch in Frankfurt. »Ich glaube aber nicht, dass es plötzlich wieder eine vollkommen heile Welt geben wird.« Darüber hinaus bestünden aber hinsichtlich der Entwicklung des Irak-Konflikts noch unkalkulierbare Risiken. In den Markt der Billigflieger einzusteigen, plant Thomas Cook nicht.

Terrorfurcht bleibt

In dem Jahr seit dem 11. September 2001 hätten sich Kosten- Senkungen als Reaktion auf den Geschäftseinbruch ausgezahlt. »Der 11. September war Kristallisationspunkt für eine Krise, die sich schon vorher durch die gedämpfte wirtschaftliche Entwicklung angedeutet hat«, sagte Pichler. Während die unmittelbare Terrorfurcht bei den Urlaubern zurückgegangen ist, seien Folgen einer gewissen Zukunftsangst bei vielen Verbrauchern wegen der schwachen Konjunktur längerfristig zu spüren.

Spar-Programm hat geholfen

Die Luftansa-Karstadt-Tochter hatte Ende Oktober 2001 ein Spar-Programm über 530 Millionen Euro gestartet und rund 2.600 Stellen abgebaut. In der Branche war dies teils als Dramatisierung der Lage kritisiert worden. »Die Lehre für die Branche ist: Den Tatsachen ins Auge sehen und entschlossen handeln«, sagte Pichler. »Wenn wir das nicht gemacht hätten, würden wir heute wesentlich schlechter da stehen.« Im operativen Geschäft will Thomas Cook 2002 mit schwarzen Zahlen abschließen. Unter dem Strich ist wegen der stark erhöhten Abschreibungen vor allem aus dem Kauf der britischen Konzerntochter Thomas Cook UK aber wohl kein positives Ergebnis zu erreichen.

Djerba bremste Aufwind

In Deutschland hat der leichte Aufwind des Geschäfts im Frühjahr nach dem Anschlag im tunesischen Djerba einen großen Dämpfer erhalten. »Hiobsmeldungen wie Unternehmenspleiten, Arbeitsplatzabbau, die Entwicklung an den Börsen und zuletzt das Hochwasser haben dazu beigetragen, dass die Buchungszahlen 2002 in der Summe rückläufig sein werden.« Die wieder etwas anziehende Nachfrage bis Ende des Geschäftsjahrs im Oktober besteht überwiegend aus Last-Minute-Reisen.

Lehrreiche Auszeit

Für die deutsche Reisewirtschaft war die Krise lehrreich, sagte Pichler. »In diesem Jahr konnten wir alle weitere Erfahrungen im Umgang mit kurzfristigen Nachfrageeinbrüchen, gravierenden Strukturveränderungen und einer hohen Verbraucherverunsicherung sammeln. Das war gerade für die Touristikindustrie eine ungewohnte Situation.« In den Jahren zuvor hatten die Reiseveranstalter stets Zuwächse erzielt.

Keine Billigflieger

Die Linie, keinen ruinösen Preiskampf anzuzetteln, bleibt trotz breit angelegter Preissenkungen der Hauptmarke Neckermann im Winter bestehen. »Das sind kalkulierte Katalogpreise nach Verhandlungen mit den Hoteliers«, sagte Pichler. Kurzfristige Dumpingpreise wird es weiter nicht geben. Wie Reisebranchenprimus TUI in den enger werdenden Markt der Billigflieger einzusteigen, plant Thomas Cook nicht. »Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass das ein Geschäft ist, mit dem man Geld verdienen kann«, sagte Pichler. »Unsere Kernkompetenz ist die Touristik. Daher gilt für uns: Schuster bleib bei Deinen Leisten.«