Der Sportartikelhersteller Adidas hält dem FC Bayern München auch in der Steueraffäre um dessen Präsidenten Uli Hoeneß die Treue. "Wir werden Aktionär bleiben", sagte Unternehmenschef Herbert Hainer. "Wir sind mit der Zusammenarbeit äußerst zufrieden."
Hainer warb zwar nicht dafür, dass Hoeneß seine Ämter bei dem Fußballclub behalten solle. Der Manager warnte aber davor, den streitbaren Fußballmanager vorzuverurteilen. Der Aufsichtsrat der Bayern treffe sich am Montag, um zu beratschlagen. Dem Ergebnis wolle er nicht vorgreifen.
Hoeneß wisse selbst am besten, dass er "einen Riesenfehler gemacht" habe, sagte Hainer. Doch auch wenn Steuerhinterziehung kein Kavaliersdelikt sei, gebe es in Deutschland nun mal das Mittel der strafbefreienden Selbstanzeige.
Hoeneß selbst hofft darauf, dass er sowohl Präsident als auch Aufsichtsratschef des Rekordmeisters bleiben kann. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Steuerhinterziehung gegen den Chef des Fußballvereins.
Vor einigen Tagen hatte "Spiegel-Online" ohne Angaben von Quellen berichtet, mehrere Aufsichtsräte wollten Hoeneß auf der kommenden Sitzung nahelegen, seine Ämter bis zur Klärung der Vorwürfe gegen ihn ruhen zu lassen. Ob die Stimmung derzeit eher für oder gegen Hoeneß ist, ist zumindest öffentlich nicht bekannt.
Adidas ist wichtiger Sponsor des Fußballvereins und hält - genau wie die Volkswagen-Tochter Audi - einen Anteil von 9,1 Prozent an der FC Bayern München AG. Laut Statut würde bei einem Rückzug von Hoeneß einer seiner beiden Stellvertreter als kommissarischer Aufsichtsratschef nachrücken: Das wären entweder Audi-Chef Rupert Stadler oder eben der Adidas-Boss Hainer. Auch Helmut Markwort, Herausgeber des "Focus", sitzt in dem Gremium.
"Wir sind absolut sauber"
Adidas sei nicht in die Steueraffäre verstrickt, beteuerte Unternehmenschef Hainer. Der inzwischen gestorbene frühere Adidas-Vorstandsvorsitzende Robert Louis-Dreyfus hatte Hoeneß für dessen Schweizer Zocker-Konto fünf Millionen Mark geliehen und für 15 weitere Millionen Mark gebürgt. Kurz darauf vereinbarten Adidas und der FC Bayern München im Jahr 2001 ihre strategische Partnerschaft.
Dennoch gebe es zwischen diesem Privatgeschäft sowie dem Engagement des Konzerns bei Bayern München keinen Zusammenhang, betonte Hainer. Louis-Dreyfus sei zum Zeitpunkt der Verhandlungen bereits nicht mehr in das Tagesgeschäft involviert gewesen. Und weder er selbst als Louis-Dreyfus' Nachfolger noch irgendjemand anderes im Unternehmen habe etwas von dem Kredit gewusst. "Wir haben das intern geprüft und wir sind absolut sauber", sagte Hainer.
Hoeneß hatte sich in dieser Woche in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" zu seiner Steueraffäre geäußert - und sich voller Reue zu seinen Börsen-Zockereien bekannt. "Ich habe Riesenmist gebaut, aber ich bin kein schlechter Mensch", beteuerte er.
Eigentlich sei er davon ausgegangen, keine Strafverfolgung befürchten zu müssen. Am 20. März habe jedoch morgens um sieben Uhr die Staatsanwaltschaft an der Tür seines Hauses am Tegernsee geklingelt. "Da begann die Hölle für mich", sagte Hoeneß. Gegen ihn lag sogar ein Haftbefehl vor, der aber gegen die Zahlung einer Kaution in Millionenhöhe außer Vollzug gesetzt wurde.
In dem Interview mit der "Zeit" hatte sich Hoeneß auch zu einer möglichen Verbindung zum Adidas-Einstieg geäußert: "Robert hatte mit dem Deal gar nichts zu tun", sagte er. Die Entscheidung für die Partnerschaft mit Adidas sei gefallen, weil es sich um ein deutsches Unternehmen handle und der FC Bayern lange vertrauensvoll mit Adidas zusammengearbeitet habe. "Es muss doch möglich sein, es so lange zu erklären, bis dieses Geschmäckle weg ist", meinte Hoeneß.