Umstrittene Reebok-Werbung Die Knackpos sind der Knackpunkt

  • von Tanja Vedder
Wegen irreführender Werbung muss Reebok in den USA die Käufer seiner Easytone-Schuhe entschädigen. Konzernmutter Adidas hält in Deutschland an der Knackpo-Kampagne fest.

Ein knackiger Po dank Turnschuhen – mit dieser Werbebotschaft hat Reebok seine weiblichen Kunden von seiner Toning-Schuhe-Reihe überzeugt. Der EasyTone und seine Nachfolger RunTone und TrainTone fanden in den USA reißenden Absatz, und auch in Deutschland verkaufen sich die Schuhe dank allgemeiner Fitnesswelle gut. Der Clou: Eine spezielle Sohlentechnik sorgt angeblich dafür, dass sich schon beim Gehen die Muskeln in Bein und Hinterteil straffen.

Zweifel gibt es an diesen Behauptungen schon lange. Jetzt aber brachte die Werbung auch die US-Handelsaufsicht FTC auf den Plan, die sich den Verbraucherschutz neuerdings verstärkt auf ihre Fahnen geschrieben hat: Wegen irreführender Werbung verdonnerte die Behörde in dieser Woche Reebok zu einer saftigen Entschädigungszahlung. 28 Millionen Dollar – umgerechnet etwa 18,5 Millionen Euro – soll der Konzern zahlen. Das Geld soll direkt an die Käufer gehen, die sich mit ihren Ansprüchen bei der FTC direkt melden können.

Am Verkauf der EasyTone wird der Rüffel aus den USA aber nichts ändern: Eine Sprecherin von Adidas, zu dem die Marke gehört, sagte auf Anfrage von stern.de: Reebok werde an seinen Toning-Schuhen festhalten und die Reihe sogar noch erweitern.

Reebok hatte in seiner Kampagne kurz nach der Einführung der EasyTone-Schuhe im Jahr 2009 damit geworben, dass allein durch das Tragen und Gehen die Pomuskeln um 28 Prozent gestrafft und gestärkt würden sowie um je11 Prozent die Muskeln in den Oberschenkeln und den Waden. "Diese Prozentzahlen, an denen sich die FTC stört, stammen aus einer älteren Kampagne", sagte die Sprecherin. "Wir werden den Schuh aber weiter bewerben."

Von Prozentzahlen ist in der aktuellen Kampagne nun auch keine Rede mehr. Reebok setzt auf "gut aussehen und sich gut fühlen" – und lässt dabei junge, schönen Damen im Sportdress ihren Knackpo begutachten. Viel Sport sieht man in dem Video zwar nicht, aber immerhin suggeriert die Kampagne, dass allein vom Nichtstun eben doch nichts kommt.

Mit EasyTone aus der Krise

Für Reebok ist die Toning-Schuh-Reihe ein enorm wichtiges Standbein. Nach der Übernahme von Reebok vor knapp sechs Jahren hatte Adidas die amerikanische Sportmarke mit hohen Investitionen umpositioniert und auf das Fitness-Geschäft ausgerichtet. Der Erfolg der Schuhe hatte eine lange Durststrecke mit enormen Verlusten bei Reebok beendet. Stilikonen wie die Schauspielerin Eva Mendes, das Model Eva Padberg und Schauspielerin Kelly Brooks haben bereits für die Schuhe geworben.

Die FTC kritisierte vor allem, dass der Konzern keinerlei wissenschaftlichen Beweis für seine Behauptungen liefern kann. Laut Reebok sorgen spezielle Luftkissen in der Sohle für eine "leichte Instabilität" während des Laufens. In den USA darf der Konzern mit dieser Behauptung nicht weiter werben. Was Reebok aber nicht davon abhält, die "Moving Air Technologie" seiner Toning-Schuhe hierzulande weiter anzupreisen. Einen Beleg für deren Wirksamkeit, so wie ihn die FTC verlangt, wird Reebok aber wohl weiter schuldig bleiben.

Zumindest ist bei Adidas von entsprechenden wissenschaftlichen Anstrengungen keinerlei Rede. Dort heißt es nur im schönsten Marketingdeutsch "Wir sind von unserer EasyTone Technologie überzeugt.(…) Unsere Konsumenten stehen bei uns an erster Stelle und wir werden ihnen auch weiterhin Produkte anbieten, auf deren Qualität sie vertrauen können und die sie begeistern." Auf den Vergleich mit der FTC habe sich Reebok aber nur deswegen eingelassen, um einen langwierigen Rechtsstreit zu vermeiden, sagte die Adidas-Sprecherin.