In der Diskussion um die Macht der Ratingagenturen hat EU-Justizkommissarin Viviane Reding eine Zerschlagung der Institute ins Spiel gebracht. "Europa darf sich den Euro nicht von drei US-Privatunternehmen kaputt machen lassen", sagte Reding der Tageszeitung "Die Welt" mit Blick auf die drei großen Ratingagenturen Standard & Poor's, Moody's und Fitch. Bei der Bewertung von Staaten und Unternehmen seien mehr Transparenz und mehr Wettbewerb nötig, sagte sie.
Reding schlug zwei Lösungen vor. "Entweder beschließen die G-20-Staaten gemeinsam, das Kartell der drei US-Ratingagenturen zu zerschlagen", sagte sie. So könnten die USA etwa aufgefordert werden, aus den drei Ratingagenturen sechs zu machen. "Oder es werden unabhängige europäische und asiatische Ratingagenturen geschaffen." Es dürfe nicht sein, "dass ein Kartell dreier US-Unternehmen über das Schicksal ganzer Volkswirtschaften und ihrer Bürger entscheidet".
Die Diskussion war entbrannt, nachdem Moody's die Kreditwürdigkeit von Portugal trotz seiner Sparbemühungen Anfang Juli um vier Stufen auf Ramschstatus herabgestuft hatte. Zur Begründung hieß es, dass Portugal bald einen zweiten EU-Rettungsplan benötigen könnte, wie dies bereits bei Griechenland der Fall ist. Die Finanzminister der Euro-Länder setzen am Montag die Arbeit an einem zweiten Hilfspaket für Griechenland fort. Im Mittelpunkt des Treffens in Brüssel steht die Frage, wie private Gläubiger an dem Rettungseinsatz beteiligt werden können.