CALL-BY-CALL Wird das Telefonieren im Ortsnetz billiger?

Der Druck zur Einführung des Call-by-Call im Ortsnetz kommt vor allem von der Brüsseler EU-Kommission, die in den Mitgliedsländern mehr Wettbewerb im Telefonortsnetz schaffen will.

Telefonieren im Ortsnetz wird für die Verbraucher möglicherweise schon ab Dezember günstiger. Der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat werde die zuvor unter anderem am Widerstand Nordrhein-Westfalens gescheiterte Änderung des Telekommunikations-Gesetzes an diesem Dienstag beraten, sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums am Montag in Berlin. Dabei geht es um die Einführung der so genannten Call-by-Call-Gespräche auf der Ortsnetzebene, ohne dass der Hauptanschluss gekündigt werden muss.

Druck der EU-Kommission

»Wir hoffen, dass man eine Lösung findet, die Call-by-Call auch in Ortsgesprächen ermöglichen wird«, sagte die Sprecherin weiter und bestätigte damit in Teilen einen Bericht der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«. Bislang sind solche Gespräche, bei denen der Kunden bei jedem Telefonat über eine Netzziffer einen Anbieter frei auswählen kann, nur bei Ferngesprächen möglich. Der Druck zur Einführung des Call-by-Call im Ortsnetz kommt vor allem von der Brüsseler EU-Kommission, die in den Mitgliedsländern mehr Wettbewerb im Telefonortsnetz schaffen will.

Marktanteile an Billiganbieter

Während die Telekom im Fernbereich vor allem durch das Call-by- Call erhebliche Marktanteile an die Konkurrenten abgeben musste, besitzt sie im Ortsnetz noch über ein Quasimonopol. Neben dem Bonner Riesen sind in dem Bereich noch verschiedene City-Betreiber wie NetCologne tätig. Telekom wie auch NetCologne & Co befürchten durch die Einführung des Call-by-Call Marktanteile an Billiganbieter zu verlieren.

Es könne nicht sein, dass nur wenige die Kosten für den Aufbau der Infrastruktur tragen und anderen Anbietern der Weg in das Ortsnetzgeschäft kostenfrei gebahnt werde, lautet die Kritik. Das Call-by-Call sei zudem ein direkter Angriff auf den Einheitspreis. Bei der Telekom liegen die Preise für Ortsgespräche gegenwärtig je nach Tageszeit und Tarifart zwischen 1,6 und 3,1 Cent pro Minute.

Gesetzesänderung am Donnerstag?

Einigt sich der Vermittlungsausschuss, könnten die Telekom-Kunden vom 1. Dezember an Ortsgespräche mit anderen Telefongesellschaften führen. Auch kleine Betreiber müssten ihren Kunden Call-by-Call ermöglichen. Der Bundestag könnte die Gesetzesänderung an diesem Donnerstag beschließen. Der Bundesrat, dessen Zustimmung zu dem Vorschlag des Vermittlungsausschusses ebenfalls notwendig ist, würde die Änderung voraussichtlich bei seiner Sitzung am 27. September - also nach der Bundestagswahl - beschließen.