Die Wirecard-Insolvenz 2020 ist einer der größten Wirtschaftsskandale der Bundesrepublik. Die Chefetage des Münchener Unternehmens soll über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht haben. In München läuft deshalb ein Strafprozess gegen den früheren Unternehmenschef Markus Braun. EY war über ein Jahrzehnt lang Wirtschaftsprüfer von Wirecard und zeichnete die Abschlüsse auch noch ab, als sich bereits Medienberichte über Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung häuften.
Die Abschlussprüferaufsicht Apas hat nun gegen die bei Wirecard eingesetzten Wirtschaftsprüfer der Beratungsgesellschaft Sanktionen verhängt. Bei der Prüfung der Abschlüsse des ehemaligen Zahlungsdienstleisters in den Jahren 2016 bis 2018 sehe die Apas Berufspflichtverletzungen als erwiesen an, teilte sie am Montag mit. Die Sanktionen richteten sich gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft selbst und fünf Wirtschaftsprüfer.
Wirecard-Skandal: EY darf zwei Jahre lang keine Neumandate mit zu großer Fallhöhe annehmen
EY muss laut Apas eine Geldbuße von 500.000 Euro zahlen. Zudem dürfe sie bei Unternehmen von öffentlichem Interesse zwei Jahre lang keine gesetzlichen Abschlussprüfungen durchführen, dazu zählen neben bestimmten Banken und Versicherungen auch kapitalmarktorientierte, sprich: börsennotierte Unternehmen (mehr hier). Dabei handele es sich um sogenannte Neumandate, teilte die Apas mit. Ausgenommen seien Bestandsmandate. Einzelne Wirtschaftsprüfer wurden laut der Abschlussprüferaufsicht mit Geldbußen von 23.000 Euro bis 300.000 Euro sanktioniert.
EY erklärte am Montag auf AFP-Anfrage, von der Apas über den Abschluss der Untersuchung informiert worden zu sein, kenne aber die Details der Entscheidungen noch nicht. "Wir werden diese sorgfältig prüfen, sobald sie finalisiert und uns zugestellt wurden."
Das Who is Who im Wirecard-Skandal: Wer auf der Anklagebank sitzt und wer ermittelt

Mit Blick auf den Wirecard-Skandal zeigte sich das Unternehmen geläutert: "Wir bedauern, dass der kollusive Betrug bei Wirecard nicht früher aufgedeckt wurde, und wir haben wichtige Lehren aus dem Fall gezogen." Kollusiv bedeutet das unerlaubte Zusammenwirken mehrerer Beteiligter. EY Deutschland sei heute "ein anderes Unternehmen". Seit 2020 seien "umfassende Maßnahmen" ergriffen worden, "um die Prüfungsqualität und das Risikomanagement zu stärken".