Hochsaison der Stellschrauben: Nur bei schwarzen Zahlen 2004 will der Bund als Eigentümer über einen baldigen Börsengang entscheiden. Für das große Ziel drehen die Manager im Bahntower in diesen Wochen an diversen Stellschrauben vom Ausgabenstopp bis zu Sonderaktionen für ICE und Intercity. "Wir steuern nach. Aber wir wissen, wo die Knöpfe sind", sagte Mehdorn. Die Zeit bis zum Jahresende läuft.
Verlust werden abgebaut - aber langsam
Wie weit die Bahn voran gekommen ist, will der Vorstand an diesem Montag bei der Vorlage der Halbjahresbilanz mitteilen. "Grundsätzlich gibt es keinen Anlass zur Besorgnis", schrieb Mehdorn bereits seinen Führungskräften. Dass die ehrgeizigen Planungen zu Jahresbeginn noch "nicht ganz" erreicht wurden, stellte aber auch die Konzernspitze fest. In den ersten fünf Monaten konnte die Bahn ihren Verlust zwar abbauen, aber nur langsamer als geplant. Bis Ende Mai schrumpfte das Minus auf rund 70 Millionen Euro - vorgesehen war allerdings schon ein kleiner Gewinn.
Für die kommenden Monate bedeutet dies noch mehr Tempo. Das Ziel eines positiven Betriebsergebnisses dürfe nicht gefährdet werden, schärft Mehdorn den Bahnern ein. "Daran werden wir gemessen, und davon hängt für die Zukunft unseres Unternehmens sehr viel ab." Auf günstigere Rahmenbedingungen mag sich dabei niemand verlassen. Die Konkurrenz der Billigflieger nimmt eher noch zu, und bei den Kunden sitzt das Geld kaum lockerer. Nach zehn Jahren Sanierung muss sich erweisen, wie gut die Bahn ihr Geschäft inzwischen zu steuern vermag.
Mehdorn erließ Ausgabenstopp
Dabei geht es zum einen um Kostensenkungen. Zur Sicherheit erließ Mehdorn gerade einen Stopp für alle Ausgaben, die für den laufenden Betrieb sowie für Qualität und Service der Reisenden nicht unbedingt nötig sind. Auch im Ticketverkauf sollen die Kosten weiter herunter. In den Reisezentren stehen nach Angaben der Gewerkschaft Transnet in diesem Jahr 600 von 4.000 Stellen zur Disposition - auch weil immer mehr Kunden Fahrkarten am Automaten oder im Internet kaufen. Gegen Widerstand sucht die Bahn derzeit zudem eine Lösung für geringere Provisionszahlungen an die 3.500 Reisebüros mit DB-Lizenz. Fahrgast- Verbände fürchten um die Beratung vor Ort.
Schwierige Gespräche zeichnen sich auch mit den Gewerkschaften ab, wenn die Verhandlungen über die Zukunft des Beschäftigungsbündnisses bald wieder aufgenommen werden. Der darin vereinbarte Verzicht auf Entlassungen läuft zum Jahresende aus. Personalvorstand Norbert Bensel geht es aber auch darum, die Arbeitskosten im Wettbewerb mit privaten Konkurrenten zu senken. Zu seinen Forderungen gehört eine Rückkehr zur 40-Stunden-Woche.
Fernverkehr immer noch nicht attraktiv genug
An anderen Stellschrauben drehen die Manager, um das Geschäft anzukurbeln. Denn während viele Regionalzüge besser gefüllt sind, bleiben im Fernverkehr mit im Schnitt 40 Prozent Auslastung noch immer zu viele Plätze leer. Lockpreise ab 29 Euro werben noch bis Ende August für "Probefahrten" in ICE und Intercity - Hunderttausende nutzen sie schon. Auch um neu gewonnene Kunden zu binden, hält die Bahn zudem doch an einer eigentlich auslaufenden Rabattregelung fest: Die Bahncard 25 bleibt mit Sparpreisen für Frühbucher kombinierbar.
Auf den weiteren Etappen zum angestrebten Börsengang möglichst schon in zwei Jahren muss sich die Bahn bald zusätzlich von unabhängigen Dritten überprüfen lassen. Die Investmentbank Morgan Stanley soll im Auftrag des Bundes ein waches Auge auf die kommenden "Meilensteine" haben - und schon einmal auf das Echo der Kapitalmärkte hören.