Gesundheitsreform So unterscheiden sich die Pläne von Regierung und Opposition

Das Patentrezept für den maroden deutschen Gesundheitsbereich hat keiner. Aber natürlich haben Regierung und Opposition unterschiedliche Vorstellungen davon, was machbar und notwendig ist.

Der Umbau des Gesundheitssystems ist nach Ansicht von Regierung und Opposition unabweisbar. Die Kosten explodieren, die Einnahmen der Krankenkassen sinken. SPD und Grüne werden an diesem Mittwoch ihre Reformvorstellungen ins Parlament einbringen, ebenso die Union. Beide Ansätze zielen auf eine Entlastung der Krankenkassen um 13 Milliarden Euro, um so den Krankenkassen-Beitragsatz von derzeit 14,3 auf 13 Prozent zu senken. Davon sollen die Arbeitgeber stärker profitieren als die Beschäftigten, denn Versicherte und Kranke werden künftig mehr als bisher aus eigener Tasche bezahlen müssen. Die Kernpunkte der beiden Ansätze im Vergleich:

KRANKENGELD:

Rot-Grün will, dass die Krankengeld-Versicherung, die bei Langzeiterkrankten mit der Lohnfortzahlung nach sechs Wochen einspringt, von den Versicherten alleine bezahlt wird. Dies macht ungefähr 3,5 Milliarden Euro zusätzlich aus. Es bedeutet den Ausstieg aus der hälftigen Finanzierung der Kassenbeiträge. Die Union will das Krankengeld in der paritätischen Finanzierung belassen.

ZUZAHLUNGEN:

Die Zuzahlungen für Arzneien sollen nach dem Willen der

Koalition

von 4 und 4,50 und 5 Euro auf 4 für die kleine, 6 für die mittlere und 8 Euro für die große Packung steigen. Patienten, die stets erst zum Hausarzt gehen oder an Chroniker-Programmen teilnehmen, sollen nur die Hälfte zahlen - also 2 oder 3 oder 4 Euro, Empfänger von Sozialhilfe generell einen Euro. Die Zuzahlungen bei einem Klinikaufenthalt steigen von 9 auf 12 Euro pro Tag. Patienten, die ohne Überweisung ihres Hausarztes zu einem Facharzt gehen (Augen- und Frauenärzte ausgenommen), sollen nach den Vorstellungen der Regierung eine Gebühr von 15 Euro zahlen. Brillen soll es nur noch für Kinder und Jugendliche sowie bei schweren Sehfehlern auf Kassenkosten geben. Nach den Plänen der Union sollen die Patienten generell zehn Prozent der Kosten für Medikamente, Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte selbst zahlen. Pro Leistung sind mindestens fünf Euro vorgesehen. Kein Patient soll aber mehr als zwei Prozent seines Jahresbrutto- Einkommens für Eigenbeteiligungen aufwenden müssen. Bei der Behandlung von Kindern und bei Vorsorgeuntersuchungen ist keine Selbstbeteiligung vorgesehen. Die

Union

verspricht sich durch die Neuregelung der Eigenbeteiligung eine Entlastung von jährlich sechs bis sieben Milliarden Euro für die gesetzlichen Kassen.

ZAHNERSATZ:

Statt prozentualer Zuschüsse sollen die Kassen nach dem

rot-grünen Gesetzentwurf

bei Zahnersatz therapiebezogene Festzuschüsse zahlen. Die Union dagegen will den Zahnersatz aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen streichen. Die Bürger müssten dies dann privat versichern, was etwa 7,50 Euro pro Monat koste. Kinder unter 18 Jahren sollen betragsfrei bleiben. Die

Union

will beim Zahnersatz gut drei Milliarden Euro sparen.

DPA