Für die Rente sollte man zusätzlich sparen, für Extras zur Krankenversicherung am besten auch. Weil die Menschen immer älter werden und gute Betreuung sehr teuer ist, könnten auch die Pflegekassen bald schon an ihre Grenzen stoßen. Die 1995 eingeführte gesetzliche Pflegeversicherung für Jedermann sichert schon jetzt nur eine Grundversorgung. Daher drängen zunehmend private Zusatzversicherungen auf den Markt, die die Pflegelücke schließen sollen.
Privater Notgroschen
Deren Angebote "sind aber keine Universallösung", meint Wolfgang Schuldzinski, Experte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Sie können sehr sinnvoll für diejenigen sein, die allein leben wollen, noch jung sind, keine Kinder und nahen Verwandten haben oder deren Familienverband über ganz Deutschland verstreut lebt. Wer sich auf sein soziales Netz verlassen kann, sollte darüber nachdenken, in Eigenregie eine Art Notgroschen für Pflegebedürftigkeit im Alter zurückzulegen. "Wird man nicht oder nur in den letzten Wochen vor dem Tod pflegebedürftig, entstehen keine großen finanziellen Verluste wie bei lebenslangen Zahlungen für eine Versicherung", gibt Schuldzinski zu bedenken.
Zusatzversicherung hilft
Der Notgroschen muss allerdings schon in jungen Jahren angespart werden. Und hoch ausfallen - sonst reicht er womöglich nicht aus für die immensen Kosten für Betreuung und Pflege. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sich mit den Angeboten einer Zusatzversicherung beschäftigen. Sie wenden sich vor allem an die Frauen und Männer, die heute zwischen 25 und 40 Jahre alt sind. Derzeit sind über zwei Millionen Bürger in Deutschland pflegebedürftig. Bis 2050 wird die Zahl auf geschätzte 4,7 Millionen klettern, wie Stiftung Warentest betont.
Lücke schließen
Grundsätzlich gilt: Kosten, die die Pflegekasse nicht abdeckt, müssen aus eigener Tasche bestritten werden - wenn der Betroffene oder seine Familie dazu finanziell in der Lage ist. Nach Berechnungen von "Finanztest" sind schon heute mehrere hundert Euro im Monat nötig, um die Lücke zwischen den wirklichen Kosten und den Zuschüssen der Kasse zu decken. Ansonsten hilft das Sozialamt und versucht, sich eine Beteiligung von nahen Angehörigen zurückzuholen. Die Alternative: Die private Pflegepolice, welche die Leistungen der Kasse ergänzt und die Finanzlücke wenigstens annähernd schließen sollte.
Frauen müssen mehr zahlen
Wichtig dabei ist jedoch, möglichst noch in jungen Jahren und gesund in die Versicherung einzusteigen. Dann sind Beiträge und Konditionen günstig. Frauen zahlen mehr, weil sie laut Statistik länger leben und häufiger zum Pflegefall werden als Männer. Ein Beispiel: Eine 33-Jährige zahlt für eine Pflegetagegeldversicherung über 40 Euro am Tag derzeit zwischen 13 bis 31 Euro monatlich an Prämie, je nach Leistung.
Von Steuer absetzbar
Risikozuschläge werden fällig, wenn die Versicherte an einer Vorerkrankung leidet. Wer nach dem 31. Dezember 1957 geboren ist, kann Beiträge zu einer Pflegezusatzpolice in Höhe von bis zu 184 Euro jährlich als Sonderausgaben von der Steuer absetzen.
Unterschiedliche Modelle
Das richtige Angebot zu finden ist nicht einfach. Private Ergänzungen werden als Pflegekosten- und Pflegetagegeldtarife angeboten: Die erste Variante zahlt vor allem für die Profipflege bei Heimaufenthalten. Mehr Geld für die Laienpflege zu Hause gibt es bei Abschluss des zweiten Modells.
Problemfall geistige Behinderung
"Doch wer weiß schon, was ihn im Alter erwartet?", fasst der Verbraucherschützer das Für und Wider zusammen. Und den Senioren, die körperlich zwar gesund, wegen geistiger Behinderungen oder Demenzerkrankungen aber ständig betreut werden müssen, helfen Zusatzpolicen auch nicht viel weiter. Weil diese der Einteilung der Pflegekassen folgen, könnten sie in diesen Fällen gar nicht einspringen, befürchtet Schuldzinski.