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Das deutsche Gesundheitssystem Zwei-Klassen-Medizin auf hohem Niveau

Das deutsche Gesundheitssystem ist eines der besten der Welt - aber auch eines der teuersten
Das deutsche Gesundheitssystem ist eines der besten der Welt - aber auch eines der teuersten
© Colourbox
Deutschland hat eines der besten Gesundheitssysteme weltweit, kaum ein anderes Land bietet Kassenpatienten derart umfassende Leistungen. Dennoch werden Privatpatienten oft bevorzugt.

Seit rund 130 Jahren gibt es in Deutschland eine gesetzliche Krankenversicherung (GKV), eingeführt von Otto von Bismarck als erstes der Sozialgesetze im Kaiserreich. Deutschland war damit weltweit Vorreiter beim Aufbau eines staatlichen Gesundheitssystems, das bis heute vielen anderen Ländern als Vorbild dient. Im Unterschied zur privaten Krankenversicherung (PKV) basiert die GKV auf dem Solidarprinzip: Ein Versicherter zahlt seinen Beitrag gemäß seiner Einkünfte und erhält Leistungen nach seinen gesundheitlichen Bedürfnissen, also unabhängig von der Höhe der Einzahlungen.

Allerdings sind Art und Umfang der Leistungen gesetzlich geregelt. Sie müssen

"ausreichend", "zweckmäßig"

und

"wirtschaftlich"

sein, eine Behandlung darf das

"Maß des Notwendigen"

nicht überschreiten. Dies und die meisten anderen Rechte und Pflichten schreibt das fünfte Buch des Sozialgesetzbuchs (SGB V) vor.

Die Beiträge steigen

Heute gehören zur GKV die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK), Betriebs- und Innungskrankenkassen, Landwirtschaftliche Kassen, die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See sowie die Ersatzkassen. In Deutschland gibt es viele - Kritiker meinen zu viele - gesetzliche Krankenkassen. Ihre Zahl ist jedoch rückläufig: Gab es 1991 noch mehr als 1200, sind es inzwischen 132 (Stand: Januar 2014).

Die Beiträge zur GKV werden zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern aufgeteilt. Der Arbeitnehmeranteil wird direkt vom Arbeitslohn oder Gehalt einbehalten. Kinder und Ehepartner ohne eigenes Einkommen sind kostenlos mitversichert. Mit der Einführung des Gesundheitsfonds im Juli 2009 gilt für alle GKV ein einheitlicher Beitragssatz. Dieser wurde letztmalig zum 1. Januar 2011 auf 15,5 Prozent des Bruttolohns angehoben, die Arbeitgeber zahlen 7,3 Prozent davon, die Arbeitnehmer 8,2. Reicht der einzelnen Kasse dies nicht für alle notwendigen Leistungen, kann sie Zusatzbeiträge in unbegrenzter Höhe erheben, die allein vom Versicherten bezahlt werden müssen.

Die große Koalition plant, den Beitrag in der GKV auf 14,6 Prozent abzusenken. Er soll künftig je zur Hälfte von Arbeitnehmern und Arbeitgebern finanziert werden. Auch die Regeln für Zusatzbeiträge sollen sich ändern: Statt pauschalen Aufschlägen können die Kassen künftig Zusatzbeiträge in Prozent vom Einkommen ihrer Mitglieder erheben. Diese Zusatzbeiträge zahlen die Arbeitnehmer allein.

Private Krankenversicherung: Viel kostet viel

Neben der GKV gibt es in Deutschland den Zweig der privaten Krankenversicherung. Nach Angaben des Verbandes der Privaten Krankenversicherung hatten Ende 2012 rund neun Millionen Menschen in Deutschland eine private Vollversicherung, also etwas mehr als elf Prozent. Beitreten dürfen Beamte, Selbstständige oder Arbeitnehmer mit einem Arbeitsentgelt oberhalb der Versicherungspflichtgrenze von 4462,50 Euro im Monat oder 53.550 im Jahr (Wert für 2014).

Wer in die PKV wechselt, erhofft sich eine bessere Betreuung: Chefarztbehandlung, Einzelzimmer, keine langen Wartezeiten auf Termine, etc. Tatsächlich haben es Privatpatienten leichter, die beste Gesundheitsversorgung zu erhalten. Heutzutage gibt es kaum einen Experten, der noch bestreitet, dass es in Deutschland eine Zweiklassenmedizin gäbe, zumal auch nicht jeder Kranke bekommt, was medizinisch möglich ist. Ein Wechsel in die PKV lohnt sich vor allem für junge, gesunde Menschen, der Eintritt im fortgeschrittenen Alter kann sich dagegen rächen. Außerdem gilt hier das Motto: Viel kostet viel.

Problematisch sind Verschwendung, Lobbyismus sowie einerseits Unter- und andererseits Überversorgung von Patienten. Die GKV in Deutschland hat jedenfalls große Vorteile, und die muss man ebenso kennen wie die Fallstricke. Trotz allem, was immer wieder kritisiert wird, gehört das deutsche Gesundheitswesen im internationalen Vergleich zu den besten - aber auch zu den teuersten.

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be/frk/bak

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