Familie Greene macht sich Sorgen um Griffin. Der irische Wolfshund hat eine komplizierte Knochenkrankheit und humpelt mit einem Gipsverband durch den Warteraum des Veterinär-Krankenhauses in Philadelphia. Familie Greene macht sich allerdings keine Sorgen darüber, wer die teure Rechnung von 5.000 Dollar (5.080 Euro) bezahlt, die die Behandlung ihres vierbeinigen Hausgenossen kostet: »Gott sei Dank haben wir eine Versicherung«, sagt Mutter Sharlene Green und krault den Patienten vorsichtig zwischen den Ohren.
Behandeln statt einschläfern
In den USA werden Krankenversicherungen für die geliebten Vierbeiner immer populärer. Die größte landesweite Versicherung Veterinary Pet Insurance in Kalifornien hat laut 'New York Times' in den vergangenen fünf Jahren eine achtfache Steigerung ihrer Einnahmen auf 72 Millionen Dollar (73,42 Millionen Euro) verzeichnet. Wurden früher die Tiere bei Knochenbrüchen oder Krebsgeschwüren eingeschläfert, können jetzt teure Behandlungen bezahlt werden. Wenn Fifi neue Nieren braucht oder Mieze mit Akupunktur behandelt werden muss, können die Rechnungen für den Tierarzt schnell auf Tausende Dollar steigen.
250 Dollar Prämie für eine Katze
»Sie ist nicht nur wie unser Kind. Sie ist unser Kind in einem Katzenkörper. Wir hoffen, dass noch ein Wunder passiert«, bestätigt die 'Katzenmutter' Paula Sena aus Boston. Ihre Siamkatze Priscilla bekommt Bestrahlungen wegen eines Tumors. Trotzdem geben ihr die Ärzte nur noch wenige Monate. 1.300 Dollar der Tierarzt-Rechnung wird die Versicherung übernehmen, 700 Dollar zahlt Frau Sena selbst. Der durchschnittliche Jahresbeitrag für die Versicherung liegt bei 250 Dollar.
Schweden: 57 Prozent der Haustiere versichert
»Haustiere werden heute wie Familienmitglieder behandelt. Das war vor 20 oder 30 Jahren sicher noch nicht so«, sagt James Brandt, der Vorsitzende der amerikanischen Vereinigung der Tierärzte. Es hat nie eine bessere Zeit gegeben, ein Haustier zu sein. Die Fortschritte in der Humanmedizin lassen sich auch auf die Tiere anwenden. Umso besser, wenn die Kosten dafür kein Problem sind. Allerdings haben von den 112 Millionen registrierten Katzen und Hunden in den USA nicht mehr als ein Prozent eine Versicherung. In Großbritannien sind es 15 Prozent und in Schweden sogar 57 Prozent. Manche US-Unternehmen wie AT&T bieten die Tierversicherung als Bonus für ihre Angestellten an.
Kombinierte Kfz-/Krankenversicherung
Meistens funktionieren die Tier-Versicherungen wie eine Mischung aus Auto- und Krankenversicherung. Wer seine Rechnungen zu oft einreicht, muss im nächsten Jahr eine höheren Beitrag zahlen. Ältere Tiere zu versichern kostet mehr als Welpen oder junge Kätzchen. Geringe Kosten müssen selbst übernommen werden und Krankheiten, die bereits vor dem Vertragsabschluss bestanden haben, sind von der Rückzahlung ausgeschlossen.
Auch »WTC-Hund« betroffen
Pech hatte der 12 Jahre alte Golden Retriever Bear. Er war nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center (WTC) am 11. September als Spürhund eingesetzt worden und half Überlebende und Tote in den Trümmern aufzuspüren. Für seine Verdienste kam er ins Guinness-Buch der Rekorde als »am meisten gefeierter Hund der Welt«. Bei der Monate dauernden Suche zog er sich neben Schnitten und Prellungen jedoch ein Nervenleiden und Arthritis zu und musste zudem wegen Hauptkrebs für insgesamt 3.000 Dollar behandelt werden.
Kein Persilschein für Behandlung
Veterinary Pet Insurance, die zuvor allen WTC-Spürhunden ein Jahr freien Service angeboten hatte, weigerte sich in Bears Fall zu zahlen. Angeblich wegen 'Altersbehinderungen', die nicht gedeckt seien. »Bear hat unermüdlich gearbeitet und war vor der Katastrophe nicht einen Tag lang krank«, sagt sein Besitzer Scott Shields von der privaten Sicherheitsfirma Marine Safety Service in Manhattan der 'New York Post'. Veterinary Pet Insurance blieb jedoch hart.
Carla S. Reissman