Grüne-Jugend-Chefin und Unternehmer "Es ist unfeministisch, an der 40-Stunden-Woche festzuhalten"

Streitgespräch Vier-Tage-Woche: Eine junge Frau steht links im Bild, ein junger Mann rechts
Katharina Stolla, 25, ist seit Oktober Co-Chefin der Grünen Jugend. Sie studierte Meteorologie. Thomas Hoppe, 35, hat verschiedene Unternehmen gegründet, darunter die Schülerkarriere GmbH. Er ist zudem Bundesvorsitzender des Wirtschaftsverbands Die jungen Unternehmer.
© Rafael Heygster/stern; Meike Kenn/stern
Die Deutsche Bahn verkürzt die Arbeitszeit für Lokführer, viele Beschäftigte wünschen sich dasselbe. Ist das sinnvoll? Ein Streit zwischen Jungpolitikerin Katharina Stolla und Unternehmer Thomas Hoppe.

Wann haben Sie zuletzt gedacht: "Wäre schön, mal wieder Zeit für Freunde oder ein Hobby zu haben"?
Thomas Hoppe: Hin und wieder, klar. Aber für mich ist die Arbeit keine Einschränkung, sondern eine Art Hobby. In meinen Firmen arbeite ich mit Freunden zusammen, und meine Familie sehe ich spätestens am Wochenende.

Katharina Stolla: Durch die vielen Termine habe ich natürlich weniger Zeit für Freunde oder Fußballtraining. Das ist schade, aber ich bin sehr gern Bundessprecherin.

Sie fordern mehr Zeit für Freunde und Hobbys durch weniger Arbeitsstunden. Wie stellen Sie sich das vor?
Stolla: Ich finde, eine Arbeitszeitverkürzung ist notwendig. 30 Stunden pro Woche fände ich zum Beispiel gut.

Thomas Hoppe nennt die Forderung nach einer Vier-Tage-Woche "absurd"

Bei gleichem Lohn?
Stolla: Klar, es wäre ja niemandem geholfen, wenn sich die Leute für den fünften Tag einen Nebenjob suchen müssen, weil das Geld nicht reicht.

Verstehen wir Sie richtig: Der Staat sollte die Vier-Tage-Woche für alle festlegen?
Stolla: Man müsste sie ja nicht gleich vorschreiben, aber zum Standard machen. In den letzten Jahrzehnten gab es einen enormen Anstieg der Produktivität, deshalb sollten wir uns die Vier-Tage-Woche leisten.

Hoppe: Diese Forderung ist absurd. Der deutschen Wirtschaft geht es gerade wirklich nicht gut. Das ist doch nicht der richtige Zeitpunkt für eine solche Diskussion. Ein Unternehmen nach dem anderen verlässt das Land, weil es hier zu teuer ist. Überall fehlen Fachkräfte. Wir müssten die Arbeitszeit eher erhöhen.

Erschienen in stern 15/2024

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