Frau Heinemann, Sie leiten seit 18 Jahren Kurse für Burnout-Prävention. Was laugt am meisten aus? Der Job?
Eben nicht! Es ist oft ein Irrglaube zu denken: Hätte ich eine andere Arbeit, wäre ich nicht so gestresst, kaputt und müde. Mir ist wichtig: Es ist nicht so sehr entscheidend, was wir machen, sondern wie wir es tun. Unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind nette, feinfühlige, pflichtbewusste Menschen. Leute, die Verantwortung übernehmen, sich engagieren, alle Aufgaben erfüllen, die von außen an sie herangetragen werden. Sie geben immer alles, wollen alles perfekt machen. Letztlich verlieren sie bei all dem Stress das Gefühl für sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse. Sie finden in ihrem Leben nicht mehr statt. Sie müssen lernen, wieder über ihr Leben zu bestimmen: "Ich entscheide, was ich wann wie tue." Dann kommt die Kraft zurück.
Genau diese netten, engagierten Menschen mag man doch.
Die Gesellschaft braucht solche Menschen. Aber so, wie sie für ihre Projekte oder für andere sorgen, so gut müssen sie sich zunächst mal um sich selbst kümmern. Es ist wie mit der Sauerstoffmaske im Flugzeug: Man sollte sie sich selbst zuerst aufsetzen, weil man sonst keinem anderen mehr helfen kann. So ist das auch bei der Burnout-Prävention.