Ein Anti-Grippemittel steht im Verdacht, schwere Nebenwirkungen wie psychische Störungen und Suizid-Gedanken bei Kindern und Jugendlichen auszulösen. Im Februar 2007 sprange zwei 14-Jährige, nachdem sie das Grippemittel geschluckt hatten, aus dem Fenster. Zwei Zwölfjährige überlebten einen Fenstersturz. Bereits im Oktober 2006 bestätigte das japanische Gesundheitsministerium 16 Suizide nach Einnahme des Medikaments.
Oseltamivir ist einer von zwei Wirkstoffen, die weltweit zur Behandlung von Grippe zugelassen sind. Die Substanz gehört zu der Klasse der sogenannten Neuraminidase-Hemmer. Sie blockieren die Vermehrung von Grippe-Viren. In Deutschland verordnen Ärzte das Mittel nur im Notfall. In Asien ist es üblich, damit vorzubeugen.
Laut dem pharmakritischen "arznei-telegramm" könnten diese Suizide auf das Präparat Oseltamivir zurückzuführen sein. Die amerikanische Zulassungsbehörde Federal Drug Administration (FDA) hat das Grippe-Präparat spätestens seit 2005 im Verdacht, bei Jugendlichen tiefgreifende psychische Veränderungen auszulösen. Der amerikanische Beipackzettel listet "abnormes Verhalten" mittlerweile als Nebenwirkung von Oseltamivir auf. In Japan wird inzwischen ausdrücklich davor gewarnt, Kinder über zehn Jahren mit dem Präparat zu behandeln.
Der Hersteller Roche sieht "kein erhöhtes Risiko". Vielmehr sei es wahrscheinlich, dass die Grippe-Erkrankung selbst das Verhalten der Jugendlichen beeinflusst habe.