"Normalerweise würde ich mit Menschen wie ihm Augenkontakt vermeiden, wenn sie mich um etwas Kleingeld anbetteln", schreibt Engländerin Nicole Sedgebeer auf ihrer Facebook-Seite, "das werde ich jetzt sicher nie wieder tun." Was ihre Meinung so geändert hat? Sie hat am eigenen Leib erfahren, wie ein Obdachloser zum Helden werden kann.
Sedgebeer erzählt, dass sie am Freitagmorgen den letzten Zug nach Hause verpasst habe. Als die junge Frau am Bahnhof Euston in London angekommen sei, seien die Tore tatsächlich schon verschlossen gewesen. Ein Taxi von hier ins über eine Stunde entfernte Milton Keynes ist keine Alternative – es wäre viel zu teuer. "Ich wäre fast in Tränen ausgebrochen, betrunken wie ich war", schreibt Sedgebeer.
Obdachloser hält sein Versprechen und kommt zurück
In ihrer Verzweiflung traf die junge Frau auf einen ungewöhnlichen Retter in der Not: den obdachlosen Mark. "Er sagte zu mir, er würde mich in ein Café bringen, das die ganze Nacht geöffnet hat,", schreibt Sedgebeer, "alleine dorthin zu laufen sei zu gefährlich für mich." Als Sedgebeer sicher im Café gelandet sei, habe Mark ihr erklärt, "dass er zu seinem Schlafsack gehen muss und um fünf Uhr zurück ist, um mich wieder zum Bahnhof zu bringen." Obwohl der fremde Obdachlose sie so nett begleitet habe, habe Sedgebeer nicht damit gerechnet, dass er zurückkomme.
"Um kurz nach fünf war von ihm keine Spur,", schreibt Nicole Sedgebeer, "aber als ich um die Ecke bog, rannte er mir entgegen." Die junge Frau ist beeindruckt: "Er hat sogar noch einen Bus genommen, um mich abholen zu können." Am Ende knipst Sedgebeer noch ein Foto mit ihrem Schutzengel. "Das war sein allererstes Selfie", schreibt sie.