Nach dem Foltermord an einem 20-jährigen Häftling in der Jugendhaftanstalt Siegburg kommen weitere Vorfälle in nordrhein-westfälischen Gefängnissen ans Licht. So soll in der Justizvollzugsanstalt Siegen ein 27-Jähriger sein gleichaltriges Opfer bei dem Vorfall, der sich bereits im Juli ereignete, geschlagen und beschimpft haben, berichtete die Sprecherin des Landgerichts Siegen, Susanne Kuschmann. Dann soll der Täter seinem Opfer mit der Aufforderung, er soll sich "jetzt das Leben nehmen" eine Rasierklinge ausgehändigt haben. Das habe der bedrängte Häftling aber nicht getan, sagte Kuschmann. Erst Stunden später schnitt er sich demnach im Toilettenraum der Zelle tatsächlich die Adern auf. Ein Mitgefangener bemerkte das sofort und holte Hilfe.
Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage wegen des Verdachts der Körperverletzung und schweren Nötigung gegen den 27-jährigen Tatverdächtigen. Der Mann bestreitet die Tat. Die Gerichtsverhandlung ist für 9. Januar angesetzt. Der Angeklagte habe in dem Gefängnis eine 40-tägige Haft als Ersatz für eine nicht bezahlte Geldstrafe abgesessen, berichtete Kuschmann. Weswegen der Mann verurteilt worden war, wollte die Sprecherin nicht sagen. Es habe sich jedenfalls nicht um ein Gewaltdelikt gehandelt. Das gleichaltrige Opfer sei erst tags zuvor festgenommen worden. Unter welchem Vorwurf, wollte sie ebenfalls nicht sagen. Da der Mann als selbstmordgefährdet gegolten habe, sei er in einer Zelle mit fünf anderen Gefangenen untergebracht worden.