Kommentar zu Kung-Fu-Attacke gegen Kießling Wie der FC Bayern Thiagos Tritt schönredet

Es war ein brutaler Kung-Fu-Kick. Thiago hätte Rot sehen müssen. Doch die Bayern-Bosse verteidigen ihren Star mit einer kruden Logik.

Rudi Völler sprach das aus, was alle Fußball-Fans - inklusive 99 Prozent der Bayern-Anhänger - nach dem Tritt von Thiago gegen Stefan Kießling erkannt hatten: "Es war natürlich eine klare Rote Karte, da braucht man nicht diskutieren. Das war ein Foul, das hat auf dem Fußballplatz nichts zu suchen". Eigentlich müsste man an dieser Stelle gar nichts mehr hinzufügen. Doch leider äußerte sich auch der FC Bayern zu der Szene.

Club-Boss Karl-Heinz Rummenigge verteidigte seinen Spieler mit einer kruden Logik, sagte: "Thiago ist ein Mensch, der keiner Fliege etwas zuleide tun kann. Der Schiedsrichter hat ihm mit dem nötigen Fingerspitzengefühl Gelb gegeben." Sportvorstand Matthias Sammer setzte noch einen drauf: "Thiago ist kein Foulspieler. Ich habe heute viele hohe Beine gesehen."

Was ist so schwer daran, zu sagen: Es war Rot?

Was, liebe Bayern-Verantwortliche ist so schwer daran, zu sagen: Alles klar, es hätte Rot geben müssen?

Niemand unterstellt Thiago in der Szene Absicht. Niemand macht ihm einen Vorwurf. Der Spanier ist ein Wahnsinns-Spieler, das sieht wohl jeder Fußball-Fan in Deutschland so. Dazu mag er ein feiner Kerl sein, schließlich entschuldigte er sich nach Spielschluss noch in der Kabine bei Kießling. Es tut nur leider nichts zur Sache.

Thiago streckt sein Bein, trifft Leverkusens Stefan Kießling an der Brust. Gestrecktes Bein auf Kopfhöhe. Es war keine Absicht, es war Pech dabei, keine Frage. Dennoch: Das ist eine Rote Karte. Das dürften dann gerne auch Matthias Sammer und Karl-Heinz Rummenigge so mitteilen. Ansonsten müssen sie sich nicht wundern, wenn Manager anderer Teams sich über einen Bayern-Bonus beschweren.

Bosse setzen so die Schiedsrichter unter Druck

Diese Form der Kommunikation der Bayern-Bosse kann einen Schiedsrichter schließlich schnell unter Druck setzen. Die Botschaft könnte auch so interpretiert werden: In kniffligen Situationen liegt der Schiedsrichter richtig, wenn er für den privat doch ach so netten Bayern-Spieler entscheidet. Das Foul meint er nicht so böse.

Da wäre er dann wirklich, der Bayern-Bonus. Und Sammer und Rummenigge hätten ihn herbeigeredet.

Vielleicht sollten sich die beiden Bayern-Granden einfach nur kurz fragen, was für einen Aufstand sie gemacht hätten, wenn Kießling Thiago kurz vor Schluss per Kung-Fu-Kick getreten hätte, Kießling nicht mit Rot runtergeschickt worden wäre - und die Bayern später im Elferschießen verloren hätten. Alles sehr spekulativ. Aber Sammer hätte wohl kaum als erstes betont, dass Kießling ein netter Kerl ist.

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