"Heimweh nach drüben" Komödie als Geschichtsunterricht

Deutsch-deutsche Themen haben in diesem Herbst Hochkonjunktur im Fernsehen. Nach "Die Frau vom Checkpoint Charlie" sendet die ARD zum Tag der deutschen Einheit die Komödie "Heimweh nach drüben" mit Katrin Saß, die auch bei "Good bye Lenin" mitgespielt hat.

RTL strahlte vor wenigen Tagen das Drama "Prager Botschaft" aus, Arte und die ARD senden "Die Frau vom Checkpoint Charlie". Ebenfalls die ARD hat die Komödie "Heimweh nach drüben" mit Katrin Saß und Wolfgang Stumph im Programm - sie wird an diesem Mittwoch um 20.15 Uhr gezeigt. "Der Film sollte tragisch und komisch werden und nicht nur lustig", sagt der 61-jährige Stumph.

Die Dreharbeiten überwachte der Hauptdarsteller auf Schritt und Tritt. So sollten in einem Fleischerladen der einstigen DDR Porträts von Erich Honecker und Willi Stoph über einem Schweinekopf hängen. Stumph: "Das hätte es nie gegeben!" Die Dekoration musste geändert werden. "Ich war praktisch von der Entwicklung über die gesamte Drehbucharbeit hin dabei und habe einiges zu dieser Geschichte beitragen können", sagt Stumph.

Die Geschichte ist vor der Wende 1989 angesiedelt. Der von Stumph gespielte Stephan Busemann, mit einem "St" am Namensanfang wie alle Stumph-Rollen ("Das ist sozusagen mein Markenzeichen"), ist ein Schlitzohr und Meister der Tauschgeschäfte: hier zwei Salami gegen einen Wasserhahn. Dazu hat er eine große Liebe, die Genossin Bürgermeister. Und einen Bruder im Westen, gespielt von Jürgen Tarrach, den er zu dessen 50. Geburtstag besuchen darf und es auch tut.

Westler werden zu Ostlern

Sein Pech: Zugleich setzt sich sein Sohn samt Braut per Ballon in den Westen ab, und der Vater hatte noch ahnungslos die Materialien beschafft. Jetzt steht er als Fluchthelfer da, im Westen gefeiert, im Osten verdammt. Wo er doch so gern zurück zu seiner Braut will. Das große Hin und Her fängt an, mit gleichsam historisch bedingtem glücklichen Ende: Am 9. November 1989 öffnet sich die Mauer.

"Ich habe darauf gedrungen, dass alle Ost-Rollen mit Schauspielern aus den neuen Bundesländern, alle West-Rollen mit Darstellern aus dem Westen besetzt werden", hält Stumph fest. So gab es schon während der Dreharbeiten an der einstigen Thüringer Grenze einen heftigen gegenseitigen Meinungsaustausch über hüben und drüben: Solche Gespräche wünschen sich auch Stumph und seine Partnerin Katrin Saß nach Ausstrahlung des Films. Stumph: "Der Film ist ja eigentlich, in komödiantischer Form, ein Stück Geschichtsunterricht."

Wobei es Saß schwerer als Stumph fiel, für einen Film lange in die DDR-Vergangenheit zurückzukehren. Saß, schon die Mutter in der ersten großen DDR-Komödie "Good bye, Lenin", fand denn diese Rückkehr "doch exotisch" und sie hofft: "Solche Filme verhelfen vielleicht zum Schluss: Die einen wuchsen mit den Russen auf und die anderen mit den Amerikanern - und dennoch, indem wir jetzt über das Gleiche lachen, gehören wir zusammen."

DPA
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