Lassen Sie uns einen Ausflug in die Welt der Armbanduhren unternehmen. Genauer gesagt zur Marke Rolex, deren Chronometer fast jeder kennt. Im Rolex-Portfolio gibt es eine Uhr, die den Namen James Camerons trägt, dem Regisseur des Hollywood-Hits "Titanic", der alleine zum Marianengraben tauchte. Mit 11.934 Metern der tiefste Punkt der Erde. Das Ziffernblatt der Sea Dweller James Cameron zeichnet den Tauchgang nach, denn es wechselt die Farbe von blau nach schwarz. Was einer Luxusmarke wie Rolex recht ist, kann der Automarke wie Mini nur billig sein. Denn der Mini Cooper SE ist das erste Fahrzeug der britischen BMW-Tochter, das ein Dach bekommt, das einen solchen Verlauf lackiert bekommt.
Dachdecker

Im Mini Produkt-Duktus nennt sich dieses Element "Multitone Roof". Also so etwas wie Vielfarben-Dach. Tatsächlich ist diese Haube mehr als ein simpler Farbklecks und dürfte bei den Kunden gut ankommen. Die Prozedur wird von der Lackiererei im Mini-Werk in Oxford automatisch erledigt. Bei einer so aufwendigen Operation ist es klar, dass es zu kleineren Abweichungen kommt. Das kommt den Mini-Vertriebsstrategen gerade recht, denn so ist jedes Fahrzeug mit dieser Dachlackierung ein Unikat, ob das wirklich auffällt, ist eine andere Frage.
Damit hören die optischen Veränderungen nicht auf. Die Front und das Heck sind ebenfalls leicht modifiziert. Im Innenraum haben die Lufteinlässe ein anderes Design bekommen und die Applikationen neue Oberflächen. Im Lenkrad sind die Knöpfe und Hebel jetzt mehr Fläche als Tasten. Die Bedienung klappt problemlos und im Winter gibt es keine klammen Finger mehr, weil Mini jetzt eine Lenkradheizung anbietet. Für den klassischen BMW-Fahrer dürften die Lichteffekte und -Spielereien in dem elektrischen Mini eine Spur zu viel sein, auch die große Zentral-Pizza samt Lichtkranz und 8,8 Zoll Touchscreen kommt beim Mini-Fahrer gut an. In Zeiten der Touchscreen-Manie freut man sich, dass BMW und damit auch Mini nach wie vor auf den Drehdrücksteller setzt und so die Fahrerablenkung minimiert. Die Handhabung des Infotainments geht so flott von der Hand. Die Einbindung des Smartphones geht flott und ohne Hindernisse. Beim Apple iPhone öffnen sich auch ohne Kabelverbindung selbstständig Streaming-Dienste wie etwa Spotify.
Nicht ganz so ostentativ sind andere Neuerungen bei der Modellpflege. Wie etwa mehr Assistenzsysteme. Immerhin hat der Mini jetzt einen adaptiven Tempomaten, der auch das Stop-and-Go beherrscht, was im quirligen Stadtverkehr entspannt. Dass der Tempomat aufgrund der kamerabasierten Auslegung bereits bei 140 km/h den Dienst quittiert, wird sich bei dieser Generation wohl auch nicht mehr ändern. Aber schon 2023 wird die nächste Generation des Mini Stromers am Start sein, werden solche Schwächen nicht mehr mit dem Sympathiebonus weggelächelt. Dafür bietet der aufgefrischte Elektro-Mini jetzt eine Spurverlassenswarnung und ein sogenanntes Schlechtwetterlicht. Das ist nichts anderes als ein Abbiegelicht, bei dem ein gezielter von den LED-Leuchten generierter Spot die eingeschlagene Richtung ausleuchtet.
Auf der Straße schlägt sich der E-Mini nach wie vor ziemlich gut und ist trotz seiner sportlichen Gene deutlich kommoder als manch einer seiner Brüder mit Verbrennungsmotor. Das liegt an der höheren Bodenfreiheit und dem längeren Federweg und dem konsequenterweise anders abgestimmten Fahrwerk. Wer jetzt glaubt, dass sich der Mini Cooper SE in die Kurven legt, täuscht sich gewaltig. Der 1.365 Kilogramm schwere Strome carvt beschwingt um die Ecken. In der Stadt ist der Mini ebenfalls zu Hause und selbst in den beiden Eco-Farmodi Green und Green ++ hält er locker mit. Richtig Spaß kommt allerdings im Sport-Fahrprogramm auf. Da holt das System alles aus den 135 kW / 184 PS und den 260 Newtonmetern Drehmoment heraus. Dann sprintet der Mini in 7,3 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und kennt auf Stadtstraßen kaum Gegner. Da fällt die limitierte Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h ebenso wenig ins Gewicht, wie die Reichweite von lediglich 234 Kilometern aufgrund der Batteriekapazität von 32,6 (Kilowattstunden) (28,9 netto). Hier hätte man mit leistungsstärkeren Batteriezellen mehr rausholen können. "Das ist in der Architektur nicht mehr möglich", gibt die Projektleiterin Petra Beck unumwunden zu.
Klar, auch hier lugt bereits der Nachfolger aus der Zukunft und letzten Endes ist der Mini Cooper SE ein Stadtauto. Das ändert aber nichts daran, dass man mit diesem Dreitürer aus Oxford jede Menge Spaß haben kann. Und das bei einem Norm-Verbrauch von 17,6 kWh/100 km (WLTP), wir kamen bei unserer ersten Testfahrt auf 20,7 kWh/100 km. Allerdings ist der stromagile Flitzer mit einem Preis von 32.500 Euro kein Sonderangebot, zumal bei Mini noch einiges an Extras dazukommt.