Man kennt den holländischen Kreativkopf seit langem, denn in den 2000er Jahren weckte er die eingeschlafenen Mazda-Linien wieder auf. Doch bevor seine damals von der Natur beeinflusste Designsprache sich quer die Modellpalette der Japaner ausbreiten konnte, wechselte der Niederländer zum direkten Konkurrenten Renault-Nissan.
Lässig gemacht
Designer Laurens van den Acker war bereits bei Mazda bekannt für seine sehenswerten Konzeptstudien. Seitdem er 2010 bei Renault mit Stift, Klebeband und Computerprogramm seiner automobilen Kreativität freien Lauf lassen kann, erstrahlt das Ganze noch eine ganze Spur beeindruckender. Einer seiner frühen Höhepunkte: die Studie des elektrischen Sportwagens Renault Trezor. "Mit dem Trezor setzen wir die konsequente Weiterentwicklung fort und starten gleichzeitig ein neues Kapitel im Lebenszyklus", erklärt Laurens van den Acker, "die Studie ermöglicht einen Ausblick darauf, wie die zukünftigen Renault Fahrzeuge aussehen könnten."
Der heutige 55jährige van den Acker hatte nach frühen 1990er-Jahre-Stationen bei Audi und Ford insbesondere durch seine Nagare-Studien mit fließenden Naturformen bei Mazda für Aufsehen gesorgt. Renault befand sich nach mehr als zwei Jahrzehnten unter Designchef Patrick Le Quément in der visuellen Sackgasse und so suchte man dprt einen frischen Geist - van den Acker. Modelle wie Safrane, Vel Satis, Megane oder Avantime floppten in den Jahren zuvor insbesondere wegen ihres allzu polarisierenden Designs. Das konnte sich ein Massenhersteller selbst bei Spartenautos nicht mehr erlauben. Van den Acker traf bei Renault zum Jahrzehntewechsel auf ein 500-Personen-Designteam und so dauerte es seine Zeit, die einzelnen Arbeitsbereiche auf Linie zu bringen. Das erste Serienmodell des Niederländers: der Renault Clio mit schicken Formen und dem Motto "Autos zum Leben" - wie einst in den 60er und 70er Jahren.
Patrick Le Quément, Vorgänger von van den Acker bei Renault, konnte sich für große Logos und wiedererkennbare Designdetails kaum begeistern. Jedes seiner Autos sollte unverwechselbar sein. Klasse für den Designer - wenig erquicklich für den Verkauf. "Das einprägsame Logo soll wieder in den Vordergrund der Marke Renault rücken", ließ Laurens van den Acker bei seinem Star vor mehr zehn Jahren verlauten. Dabei war der einstig bei Mazda ausgelebte Hang von van den Acker zu organischen Formen sowohl bei Studien als auch bei Serienmodellen kaum wiedererkennen. Vielmehr wurde bei den visionären Erstlingswerken wie Dezir oder Captur an einem Markengesicht gefeilt, das sich später über alle Modellreihen ziehen sollte. Das neue Renault-Gesicht sollte unverwechselbar sein - durch die dunkel gehaltene Kühlermaske, die die vorderen Leuchteinheiten miteinander verbindet. Dominiert wird das Antlitz jedoch von dem charakterstarken Renault-Rhombus, der für jedermann zu erkennen sein soll.
Mittlerweile hat Laurens van den Acker mit seinem Pariser Kernteam mehr als eine komplette Generation neuer Renault-Modelle auf die Räder gestellt. Besonders in Szene setzen konnte sich dabei der Renault Twingo, nach Smart-Vorbild mittlerweile ein Elektroauto, oder das kleine Billigmodell Kwid, das Märkte wie Indien aufrollen soll. Dabei ist es alles andere als einfach, ein erfolgreiches Billigmodell zu kreieren, denn die Lust auf Mobilität ist in einem Schwellenland wir Indien ungebrochen. "In Indien kommen auf 1.000 Einwohner aktuell gerade einmal 14 Autos", erklärt Laurens von den Acker, "daher muss ein Auto wirklich billig sein. Doch ein billiges Auto darf nicht arm aussehen. Sonst hat es keinen Erfolg." Renault hat sich den indischen Markt genau angeschaut und seine Schlüsse daraus gezogen. "Der Kwid sieht nicht billig aus", erklärt Designchef Laurens van den Acker. Von außen wirkt der Mini-SUV, wie eine Kreuzung aus Renault Twingo und Dacia Duster. Dank eines Radstands von 2,42 Metern holen die Franzosen aus dem gerade Mal 3,68 Meter langen Gefährt das Optimum.
Rustikal und edel so mag der Inder die Optik seiner Autos. Was für das Designteam rund um Laurens van den Acker schwer war, wurde für die Entwicklungsabteilung zur Herkulesaufgabe, denn die anfängliche Überlegung, Teile aus dem Dacia-Regal für den Renault Kwid kostengünstig wiederzuverwerten wurde schneller als erwartet abgestellt. Die Teile von Modellen wie Duster, Sandero und Lodgy waren schlicht zu teuer für ein Billigstmodell. 98 Prozent des Kwid werden lokal in Indien produziert; 60 Prozent im Großraum Chennai. Ganz ähnlich sieht es mit dem kleinen Crossover Renault Triber - ebenfalls aus der Hans des Niederländers - aus. Van den Acker hat gezeigt, dass er nicht nur vergleichsweise hochwertige Fahrzeuge für die anspruchsvollen Märkte wie in Europa machen kann. Dass es gerne auch einmal ein paar Nummern größer oder exklusiver sein kann, belegen Gedankenkreationen wie der EZ-Ultimo, die Nutzfahrzeugvariante EZ Pro oder der Arkana. Da kann man auf die nächsten Jahre gespannt sein.