Manchmal wacht man morgens auf und ist völlig verstört, weil man wieder einmal total bescheuertes Zeug geträumt hat. So ein Durcheinander, da kann sich doch kein Mensch einen Reim drauf machen! Ganz ähnliche Gefühle entwickelt man beim Intro von "Aura 2" - was einem da in einer Minute an zusammengeschusterten Esoterik- und Fantasy-Versatzstücken um die Ohren gehauen wird, lässt den durchschnittlich logikbegabten Spieler erst mal ratlos zurück. Da stammelt jemand von Ringen und Schattenlegionen, wirft mit klangvollen Heldennamen um sich und führt einen dann in eine Art-Deco-Welt voller mechanischer Konstrukte, die es durch Symbolabgleich, Farben-Spielchen oder das richtige Drücken von Knöpfchen zu aktivieren gilt. Ganz das alte "Myst", denkt der Abenteurer und gähnt - vor zwölf Jahren war das alles mal neu und stylish, heute ist es nur noch abgeschmackt.
Doch selbst wenn man über die alberne Alibi-Story hinwegsieht und den Entwicklern den Griff in die ewig gleiche Rätselkiste verzeiht, macht "Aura 2" immer noch all die klassischen Gameplay-Fehler, die dem Gros der Zocker den Spaß am Spielen vermiesen. Man knackt sich von Puzzle zu Puzzle, ohne je das Gefühl zu bekommen, die Geschichte würde sich weiterentwickeln - tödlich für die Motivation.
Dringend benötigte Gegenstände sind in den überladenen Bildschirmgrafiken derart gut versteckt, dass der Spieler unter Umständen fünfmal an ihnen vorbeiläuft. Apropos laufen: Die Wege von einem Bildschirm zum nächsten Ziel sind manchmal nervenaufreibend weit - und so schön sind die Grafiken nun auch wieder nicht, dass man die Reise an sich wirklich genießen würde. Und die Charaktere, die einem unterwegs begegnen? Farblos, steril und miserabel animiert. So wird Atmosphäre systematisch zerstört.
Aura 2 - Die heiligen Ringe
Hersteller/Vertrieb | Adventure Company/CDV |
Genre | Adventure |
Plattform | PC |
Preis | ca. 30,- Euro |
Altersfreigabe | ab 6 Jahren |
Wer braucht heute wirklich noch den x-ten "Myst"-Klon? Wäre es nicht langsam mal an der Zeit, über neue Spielkonzepte nachzudenken? Alte Gameplay-Böcke auszumerzen? Die Technik auf den aktuellen Stand zu bringen? "Aura 2" hat all das versäumt. Der Titel dürfte folglich wirklich nur eingefleischte Schiebe-Puzzler interessieren.